Hitze So will die Stadt der Hitze trotzen
Wuppertal · Es gibt einen Katalog von Maßnahmen, die erforderlich sind, um Wuppertal im Sommer lebenswert zu erhalten.
Als die Stadt im Januar die Studie „Klimawandel-Betroffenheit“ veröffentlichte, da lösten die Analysen und Handlungsempfehlungen keine nennenswerten Reaktionen aus. Das mag am sperrigen Titel gelegen haben, ehr aber daran, dass es im Winter einiger Phantasie bedurfte, sich die Elberfelder Fußgängerzone als Ort vorzustellen, der sich wie ein Backofen aufheizt. Genau dies erleben die Wuppertaler aktuell - und es ist schon die zweite Hitzeperiode mit Temperaturen weit über 30 Grad in diesem Jahr.
Wer an der Talsohle wohnt oder im Zentrum von Barmen oder Elberfeld seinen Arbeitsplatz hat, der schwitzt am meisten. In der Studie ist von „der städtischen Wärmeinsel“ die Rede, die das Resultat versiegelter Flächen, dichter Bebauung, fehlendem Grün und fehlender Frischluft-Zufuhr ist. „Der Effekt der städtischen Wärmeinsel führt durch Speicherung der eingestrahlten Sonnenenergie zu stark überhöhten nächtlichen Temperaturen. Durch reduzierte nächtliche Abkühlungen werden die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Hitzewellen in Städten in Zukunft deutlich zunehmen. Insbesondere die Zunahme der Streuung, also das häufige Auftreten von Extremereignissen, führt dazu, dass die Hitze in Zukunft um ein Vielfaches zunimmt“, so das Gutachten.
„Wir werden alle Mühe haben, zumindest den Ist-Zustand zu erhalten“, sagt Ute Bücker, Fachreferentin der Koordinierungsstelle Klimaschutz der Stadt Wuppertal. 2017 legte sie die Themen der Studie fest, die von der Stadt in Zusammenarbeit mit der K.Plan Klima.Umwelt & Planung GmbH aus Bochum bis Ende 2018 erarbeitet wurde. Das Resultat sind 176 Seiten, die Argumente liefern, dass die Planer gesamtstädtisch, für das Quartier sowie für einzelne Gebäude den Faktor Hitzeschutz stärker einbeziehen sollten. „Als wir die Studie aufgelegt haben, war nicht absehbar, dass ein Jahr mit Hitze, Trockenheit und Starkregen folgen sollte. Das Geld für den Hitzeschutz ist für Mensch und Natur gut angelegtes Geld. Daran ändert sich nichts, wenn ein verregneter Sommer folgen solte“, sagt Ute Bücker.
Wupper und Frischluftschneisen sorgen für Linderung
Empfohlen wird zum Beispiel die Steigerung des Anteils von Wasser- und Grünflächen. Bewegtes Wasser wie Springbrunnen oder Wasserzerstäuber tragen zur Verdunstungskühlung bei. Frischluftschneisen und Luftleitbahnen verbinden Kaltluftentstehungsgebiete oder Frischluftflächen mit städtischen Bereichen und sind somit ein wichtiger Bestandteil des Luftaustausches. Ein solcher Austausch findet zum Beispiel vom Kothener Wald ins Tal statt. Solche Flächen gelte es zu schützen, da über sie die Belüftung hoch versiegelter Bereiche stattfinden kann. Zu einer Nutzungskonkurrenz kommt es, wenn Frischluftzonen als potenzielles Bauland oder für Sondernutzungen (Forensik auf der Kleine Höhe) eingeordnet werden.
Für zusätzliche Frischluftzufuhr sorgt in den Nachtstunden die Wupper. „ Es handelt sich um einen für eine Großstadt im Mittelgebirgsraum vergleichsweise großen Kaltluftstrom“, heißt es in der Studie weiter. Das Wassermanagement des Wupperverbandes macht diesen Effekt auch in Trockenzeiten möglich. „Wir können den Wasserstand über Talsperren regulieren, dafür wurden sie schon im 19. Jahrhundert gebaut“, erklärt Susanne Fischer vom Wupperverband.
An der Wuppertalsperre hat das Wasser aktuell eine Temperatur von 15 Grad, an der Rutenbeck im Westen der Stadt sind es 20 Grad. „Das ist unbedenklich für Fauna und Flora“, so die Sprecherin des Wupperverbandes.