Gewalt gegen Frauen Spuren nach Sexualdelikten anonym sichern lassen
Frauenberatung stellt Modellprojekt in Wuppertal vor.
40 Prozent aller Frauen erleben körperliche oder sexualisierte Gewalt, 13 Prozent in einem Ausmaß, das strafrechtlich relevant ist. Für Wuppertal bedeutet das laut Monika Kindler von der Frauenberatung und Selbsthilfe e.V. zumindest offiziell 57 Anzeigen im vergangen Jahr. Die Dunkelziffer dürfte ihr zufolge aber höher liegen. „Wir leben in einem Klima der Bagatellisierung“, sagte sie bei der Vorstellung im Rathaus der Stadt. Viele Frauen würden einfach keine Anzeige erstatten.
Um den Schritt auch nach einer Bedenkzeit und möglicherweise nötigen Beratung oder Therapie noch möglich zu machen, gibt es jetzt wieder ein Programm der Frauenberatung, das Monika Kindler mit Jana Richartz vorgestellt hat. Dabei geht es um die anonymisierte Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt, kurz ASS.
Projekt gibt Frauen Zeit, das Geschehene zu verarbeiten
Frauen, die vergewaltigt oder Opfer anderer sexualisierter Gewalt geworden sind, oder auch einen Blackout hatten und nicht mehr wissen, was passiert ist, stehen unter großem Stress, müssten sich dazu noch schnell entscheiden, ob sie Anzeige erstatten möchten oder nicht. Da soll das Projekt einhaken, Spuren sichern, aber Bedenkzeit ermöglichen.
In Kooperation mit der Landesfrauenklinik des Helios, der Rechtsmedizin der Universitätsklinik Düsseldorf, der Polizei Wuppertal und dem Weissen Ring macht die Frauenberatung es mit Hilfe von Landesmitteln möglich, dass Spuren anonym gesichert werden können, um später in einem eventuellen Verfahren Beweise zu haben.
Mitarbeiter im Helios-Klinikum sind geschult
Frauen, die Opfer einer Gewalttat geworden sind, aber nicht sofort Anzeige erstatten wollen, können ab jetzt zum Helios-Klinikum gehen und um anonyme Spurensicherung bitten. Sie wendet sich als Notfall an die Gynäkoligische Ambulanz, die Mitarbeiter wurden geschult und haben ein Set zur Beweissicherung im Haus – Sperma, Haare, Verletzungen werden gesichert und dokumentiert.
Der anonymisierte Untersuchungsbericht bleibt im Krankenhaus, die gesicherten Spuren gehen unter einer Chiffrenummer an die Rechtsmedizin der Uniklinik Düsseldorf. „Sie werden zehn Jahre eingelagert, sind aber jederzeit verfügbar, können auf Anfrage auch jederzeit gelöscht werden“, erklärt Monika Kindler.
Bei einer späteren Anzeige kann die Polizei auf die Daten und Spuren zugreifen und sie zur Aufklärung der Tat nutzen.
Dieses Verfahren ist nicht flächendeckend verfügbar und kann nur dank Fördermitteln aus dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW hier erneut angeboten werden. Im Städtedreieck gab es das Projekt schon einmal vor fünf Jahren, wurde aber in Solingen und Remscheid bis heute nicht wieder aufgenommen. In Wuppertal ist jetzt wieder verfügbar. Mehr Informationen unter