Als die Turner noch Fechter waren: Der Beginn einer Ära
Der Oberbarmer Turnerbund feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen.
Heckinghausen. Man schreibt das Jahr 1888 in Heckinghausen. Sieben Männer schließen sich zusammen und gründen den Oberbarmer Turnerbund (OTB). Ein Sportverein, der seine Wurzeln in einem sozialen Zusammenschluss hat. „Es gab früher einen Fechtklub, der aber nichts mit der Sportart zu tun hatte, sondern Gelder für Waisenhäuser erfocht“, erklärt Günter Nußbaum, der schon seit 66 Jahren Mitglied im Verein ist. Nachdem die finanziellen Erfolge ausblieben, schlossen sich die letzte sieben Mitglieder zusammen, um die Gemeinschaft in Heckinghausen zu erhalten.
Birgit Neumann über die Turnsparte des OTB
Anfangs wurde nur geturnt — aber ohne Geräte, da das Geld sehr knapp war. Einige Turner der damals bekannten Marmorgruppe wechselten zum OTB und zeichneten den Verein in den ersten Jahren aus. Mit weißen Hosen und Hemden führten die jungen Männer Turnfiguren auf. „Das ganze war wie eine Show. Oft war auch Witz dabei“, sagt Konstanze Kurz, die selbst eine Turnergruppe geleitet hat.
Auch an die Hochzeiten der Handball- oder Basketballabteilung erinnern sich die Mitglieder gerne. „Zu jedem Spiel sind wir gefahren“, erzählt Heinz Jürgen Schmidt. „Nach dem Krieg war unsere Basketballmannschaft kreisführend und auch die Turner mischten in den 1970er Jahre in der Zweiten Bundesliga mit“, ergänzt Nußbaum.
Heute existieren die Mannschaften nicht mehr, die dem OTB einst Ruhm bescherten. Sportarten wie Indiaca, Jazzdance oder Pilates haben sie abgelöst. In den Jahren habe sich das Sportverständnis der Gesellschaft verändert, sind sich die jungen ebenso wie die älteren Mitglieder einig. „Heute ist Turnen nur noch ein Breitensport und hauptsächlich wird dieser von Mädchen und Frauen betrieben“, sagt Birgit Neumann (43), die obere Turnwartin.
„Die Kinder haben oft lange Schule und neben dem Sport betreiben sie noch andere Hobbys. Da ist es nicht mehr möglich, täglich zu trainieren“, sagt sie. Auch die Vereinskultur sei in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben. „Früher haben wir mit dem Verein alles zusammen gemacht. Ob Ausflüge oder Freizeiten“, erinnert sich Nußbaum. „Besonders schön fand ich als Junge die Wanderungen durch Wuppertal.“ Obwohl der Verein noch zirka 400 Mitglieder hat, beschränkt sich der Zusammenhalt auf die einzelnen Abteilungen. „Früher waren wir meistens ja auch nur im Verein aktiv“, sagt Kurtz. Mit den Feierlichkeiten zum Jubiläum hoffen sie auf eine Annäherung der Mitglieder.