Bestatter Sonnenschein: Seit 100 Jahren in Barmen
Barmen. Am Samstag sind es genau 100 Jahre, in denen sich bei der Firma Sonnenschein rein äußerlich eigentlich nichts verändert hat. Alte Fotografien zeigen das Geschäft in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg an der Carnaper Straße in Barmen - und zumindest von außen sieht es heute noch genauso aus.
Drinnen führen Angelika Sonnenschein und Cornelia Steinhauer das kleine Familienunternehmen, das sich seit drei Generationen mit dem Teil des Lebens beschäftigt, mit dem sich viele Menschen heutzutage immer früher auseinandersetzen: dem Tod. Sonnenschein und Steinhauer sind Bestatterinnen. Ihr Großvater Carl Sonnenschein, ein wandernder Handwerksbursche aus dem Hessischen, blieb vor 100Jahren in Wuppertal hängen und baute eine Schreinerei auf, in der auch Särge gefertigt wurden.
Seitdem befindet sich das Geschäft am gleichen Fleck. Es wurde während des Krieges völlig zerstört und anschließend von Carl Sonnenschein eigenhändig wieder aufgebaut. Seit den Anfängen vor 100 Jahren hat sich viel verändert. Während ein Bestatter früher vor allem Särge fertigte, ist der Beruf heutzutage in erster Linie eine Dienstleistung, erklärt Cornelia Sonnenschein: "Wir beraten die Angehörigen, wir betreuen sie, nehmen ihnen alle Wege zu den Ämtern ab und begleiten sie mit auf den Friedhof."
Dabei würden die Leute sich inzwischen immer öfter noch zu Lebzeiten mit ihrem eigenen Tod beschäftigen und sogenannte Vorsorgeverträge abschließen. "Das liegt daran, dass mit dem Thema Tod offener umgegangen wird als früher", erklärt Steinhauer.Oftmals wollten die Menschen aber auch alles regeln, um später ihren Kindern nicht zur Last zu fallen und ihnen keine Arbeit zu machen, fügt sie hinzu. Eine wesentliche Sache hat sich in den Jahren allerdings nicht geändert.
"Man braucht für diesen Beruf jede Menge Fingerspitzengefühl und muss lernen, auf die Menschen einzugehen", sagt Cornelia Steinhauer. Denn ein Patentrezept, wie man mit Trauernden umzugehen habe, gebe es nicht. "Für manche Angehörigen bricht eine Welt zusammen, andere sind sehr gefasst und wieder andere versuchen, ihre Trauer mit Humor zu überspielen", sagt Angelika Sonnenschein. Oft sei es dabei so, dass gerade Kinder mit dem Thema Tod noch unbefangener umgingen. "Wir haben es schon erlebt, dass Kinder ihre Eltern getröstet haben. Erwachsene sind bei diesem Thema einfach viel zu kompliziert", erklärt Steinhauer.
Wenn die beiden Schwestern heute jemandem von ihrem Beruf erzählen, dann stoßen sie auf jede Menge Neugierde und manchmal auch auf Ungläubigkeit. "Manche Menschen haben schon zu mir gesagt, es können gar nicht sein, dass ich Bestatterin bin, dafür sei ich doch viel zu fröhlich", lacht Cornelia Steinhauer. Doch ihre Fröhlichkeit mag auch daran liegen, dass sie ihren Beruf wirklich mag. "Es ist interessant, mit so vielen verschiedenen Menschen in Berührung zu kommen. Und wenn dann am Ende ein Dankesschreiben kommt, dann weiß ich, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe", sagt sie.