Wuppertal Das Grundgesetz als Buchempfehlung
Die FDP verteilte kostenlose Exemplare in der Barmer Fußgängerzone. Auch Flüchtlinge zeigten Interesse an dem Werk.
Wuppertal. Die Fußgängerzone am Werth ist an diesem Samstag gut besucht, Oliver Walgenbach bewegt sich vom Stand der FDP am Johannes-Rau-Platz in den Strom der Passanten: „Darf ich Ihnen das Grundgesetz geben?“ fragt der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende ein älteres Ehepaar. „Ja gerne, das kann ich gebrauchen“, sagt die Frau. Das Exemplar ist eines von rund 400, die die Partei an diesem Tag verteilt. Bereits vor vier Wochen hatten die Liberalen die gleiche Aktion in Elberfeld durchgeführt — ähnlich wie diesmal in Barmen sei die Resonanz sehr gut gewesen, sagt Walgenbach.
Zugegeben: Das Grundgesetz, das die FDP bei der Bundeszentrale für Politische Bildung in Bonn bestellt hatte, findet vor allem bei älteren Passanten Anklang. So mancher Jüngerer lehnt eher dankend ab — vermutlich hat er oder sie den Eindruck, der Fragende wollte ihm oder ihr etwas verkaufen. Weniger Verkaufen als vielmehr Aufklären ist allerdings der Grund für die Aktion der FDP. Auf dem Tisch der Partei liegt auch eine Info-Schrift des NRW-Innenministeriums zum Thema „Extremistischer Salafismus als Jugendkultur“. Mit ihrer Aktion wollen die Liberalen denn auch ein Zeichen gegen die Verteilung des Korans durch Salafisten setzen, die seit Jahren in mehreren bundesdeutschen Städten für Aufsehen gesorgt hat. Das weiß auch so mancher Passant: „Das müssen Sie auch bei den Salafisten verteilen, damit die sehen, was das ist,“, sagt ein Mann, als ihm Walgenbach ein Grundgesetz in die Hand gibt. Ob Salafisten sich vom Grundgesetz bekehren lassen, kann ein Stück weit bezweifelt werden.
Fest steht allerdings auch, dass die Verteilung des Grundgesetzes an diesem Tag zumindest bei einigen Flüchtlingen auf Interesse stößt. So nehmen zwei syrische Flüchtlinge zunächst eine arabische Version des Gesetzes. „Später kamen sie wieder und wollten auch eine deutsche Version haben — damit sie mit dieser Deutsch lernen können“, sagt der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende. Auch eine vierköpfige syrische Familie zeigt Interesse an einem arabischen Exemplar. Nach ein paar Minuten kommt die Mutter wieder und fragt, ob es auch eine englische Version gibt. Die liegt heute leider nicht vor.
Nach Angaben der FDP werden zudem auch immer wieder türkische Übersetzungen des Grundgesetzes nachgefragt — auch die sind leider nicht im Angebot. Auch Michael Modest hätte gern noch ein zweites Exemplar — diesmal allerdings ganz normal als deutsche Version. „Für meinen Sohn könnten Sie mir noch eins geben“, sagt er, als er noch einmal zu dem FDP-Stand zurückkehrt. Er finde die Aktion der FDP „gut, weil viele Menschen gedankenlos durch die Gegend schreiten und nichts von dem Gesetz wissen“, sagt er. Auch Nicola Frauendorf begrüßt die Aktion: Es sei „sehr sympathisch“, dass jemand das Grundgesetz verteile und so daran erinnere, welche Rechte und Pflichten die Gesetze umfassen.
Nicht überall stößt das Angebot allerdings auf Gegenliebe. „Ich hasse Politik“, sagt ein Passant, der mit britischem Akzent spricht und nach eigenen Angaben aus Schottland stammt. Von der Politik sei er enttäuscht, weil sie zu wenig erreiche. Zugleich zeigt er Verständnis für die Wahlerfolge der rechtspopulistischen AfD. Auf Nachfrage räumt er immerhin ein, dass er zu Hause schon ein Grundgesetz hat. Das aktuelle Exemplar des Gesetzes nimmt er von Walgenbach deshalb auch nicht an.