Eigenheim oft nur ein Traum
Viele Wuppertaler wollen bauen, können es aber nicht – das zeigte auch die zweite „Nacht der Musterhäuser“.
Nächstebreck. Was könnte einen Gast schneller vertreiben als ein missmutiger Empfang? "Am Jahresende läuft doch sowieso nichts mehr", lautet dennoch die geschäftsschädigende Auskunft am Stand von "Pro Zisterna".
Dann mal schnell die Flucht ergreifen - allerdings nach vorn, hinein in die "Zweite Nacht der Musterhäuser". 55 Eigenheim-Modelle warteten am Wochenende auf potenzielle Häuslebauer. Mehr als 1500 Besucher kamen, um sie sich anzusehen.
Um bauwillige Wuppertaler auch in Zeiten von Finanzmarktkrise und sinkenden Konjunkturprognosen zu locken, gab es nicht nur Glühwein und Kinderpunsch sowie eine stimmungsvolle Illumination der Häuserausstellung. Andreas Speer, Geschäftsführer der Ausstellungs-GmbH, erwartete dennoch kaum noch konkrete Geschäftsabschlüsse - saisonnal bedingt: "Mit Beginn des Weihnachtsmarkts ist bei uns nichts mehr los."
Der grundsätzliche Bauwunsch halte sich auch bei den Wuppertalern konstant, sagt Speer, doch an der Umsetzung dieses Wunsches hapere es. Bürokratische Hürden oder Streichung der Eigenheimzulage seien Stichworte dazu. Zur Finanzkrise findet er indessen tröstende Worte: "Solche Hysterie ist normal in Deutschland. Zwei, drei Monate noch, dann setzt der Verstand wieder ein."
Das deckt sich mit den Auskünften von "Fortuna", die nicht Düsseldorfer Fußball, sondern Wintergärten verkaufen. "November und Dezember sind unsere stärksten Monate", lautet zwar der konträre Befund von Fachberater Marcus Metz, aber: "Die Krise ist eher günstig für unsere Branche. Die Leute legen ihr Geld lieber in festen Gegenständen an, als es auf dem Sparbuch zu belassen."
Für Besucher Wolfgang Kalinowski eher ein schwacher Trost: "Altersvorsorge? Ich habe diese Woche noch vollgetankt, mehr geht nicht. Bei der Kreditwürdigkeit von Selbstständigen darf ich von Hausbau nicht einmal träumen."
Und doch steht an einer Musterhaus-Musterwand: "Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum". Die Rosen auf dem Bettbezug geben dazu schon mal einen Denkanstoß. Den Geschmack muss man nicht teilen, zumal das Gelände unzählige Varianten anbietet. Auch für Nachtwandler Kalinowski, der nur Deko-Anregungen für die neue Wohnung sammelt. In der Hinsicht sei die Ausstellung besser als jeder gedruckte Katalog.