Ein Tauchgang im Beyenburger Stausee

Bei der Sanierung ist auch ein Taucher-Team aus Hamburg im Einsatz. Die Männer arbeiten in sechs Metern Tiefe und kennen sich nicht nur in Talsperren gut aus.

Beyenburg. Alles dicht? Alles dicht. Alfred Bürgers prüft gemeinsam mit seinen Kollegen, ob alle Ventile und Schläuche an seinem Taucher-Anzug richtig sitzen. Bevor sein Kopf unter einem schweren, runden Helm in Signalfarbe verschwindet, zupft er noch einmal an klobigen Metallgewichten, die in seiner Ausrüstung stecken und die ihm gleich den Weg in die Tiefen des Beyenburger Stausees erleichtern werden.

Dann steigt Bürgers die Leiterstufen der Schwimm-Insel hinab, nickt seinen beiden Team-Kollegen Willi Mennerich und Stefan Pannewitz noch einmal zu - und macht sich unter Wasser an die Arbeit. In die Tiefe folgen ihm bunte Versorgungsleitungen für Atemluft, Licht und die Sprechverbindung. Aus dem Lautsprecher im schwimmenden Taucher-Container sind neben Bürgers Stimme nun zischende Atemzüge zu hören. Sie machen dem Sound von Darth Vader alle Ehre - nur mit dem Unterschied, dass der Profi-Taucher im Gegensatz zum "Star Wars"-Schurken hier Gutes im Schilde führt.

Seit gut fünf Wochen sind die drei Mitarbeiter der Firma Taucher Heros aus Hamburg am beziehungsweise im Beyenburger Stausee im Einsatz: Wie berichtet, müssen einige Arbeiten im Rahmen der Sanierung unter Wasser erledigt werden. Ein Einsatzbereich der Taucher ist neben der Schiebe-Vorrichtung am Stauwehr auch der Grundablass des Sees - vergleichbar mit einem Badewannen-Stöpsel. Generell gebe es bei Taucheinsätzen dieser Art keine Arbeiten, die man nicht unter Wasser erledigen könne, erklärt Mennerich (57) mit einem Blick in die Tiefe.

Schweißen, kleben, bohren - alles kein Problem, wenn die Ausrüstung stimmt. In Kürze nimmt die norddeutsche Firma zum Beispiel auch einen Auftrag in Angriff, bei dem es um die Verlegung von Seekabeln für einen Windpark geht, dessen Anlagen im Meer stehen. Selbst bei Bergungseinsätzen in großen Tiefen waren die Taucher schon im Einsatz.

Zur Sicherheit besteht jedes Team aus drei Tauchern - die Jobs in Beyenburg werden in gut sechs Meter Tiefe erledigt. Selbst in Kläranlagen werden hartgesottene Spezialtaucher der 1973 gegründeten Firma eingesetzt. In den Talsperren der Region kennt sich das Trio nach früheren Einsätzen bestens aus - im Stausee sei die Sicht jedenfalls bestens.

Ob er unter Wasser auch schon mal etwas Bizarres gefunden habe? Mennerich ringt sich ein Schmunzeln ab: In der Bigge-Talsperre stieß er einst auf einen abgesägten "Blitzer", den ein entnervter beziehungsweise fotografierter Autofahrer in den Fluten entsorgt hatte. "Schreiben Sie nur nicht, dass wir mit Sauerstoff tauchen", gibt Bürgers vor seinem nächsten Abstieg in die Tiefe zu verstehen und deutet auf das Pressluft-System. "Das wird in der Öffentlichkeit gerne mal falsch dargestellt."

Fest steht auch, dass Spezialtaucher wie die in Beyenburg weltweit gefragte Leute sind: Die Einsatzländer, die Mennerich aus dem Stand heraus aufzählt, gleichen einem Streifzug über den Globus: In Ägypten, Thailand und Pakistan waren Taucher des Unternehmens ebenso schon im Einsatz wie vor den Falkland-Inseln. Privat tauche er allerdings nicht, verrät der 57-Jährige, der stets mit einem Talisman unter Wasser arbeitet: Sein Kettenanhänger zeigt - wie sollte es auch anders sein - einen silberfarbenen Helmtaucher.

Stichwort Silber: Ob er in seinem Leben schon einmal einen echten Schatz gefunden hat? Mennerich zögert bei der Antwort keine Sekunde. "Ja", sagt er mit festem Blick. "Meine Frau."