Elektroschocks im Sinne des Tierschutzes
Das Wupperufer am Rosenau soll schöner werden. Elektro-Fischer retteten am Montag Kleinstfische vor den Baggern.
Oberbarmen. Fische per Elektroschock zu betäuben, das klingt erstmal martialisch. Doch Fischfangexperte Helmut Wuttke gibt Entwarnung: "Das ist die sanfteste Methode des Fischfangs. Den Tieren passiert dabei nichts." Im Gegenteil: Als Montagvormittag die Elektro-Fischer auszogen und am Wupperufer an der Rosenau Fische zu betäuben, war der Tierschutz ihr vorrangiges Ziel.
Seit Montagnachmittag befahren große Bagger die Wupper in Nähe des Oberbarmer Bahnhofes. In den kommenden sechs Wochen sollen beide Ufer ökologisch umgestaltet werden. Dabei wird das in Fließrichtung rechte Ufer für die Tiere umgestaltet: Der starke Bewuchs des schmalen Ufers an der B7 soll entfernt werden und durch weniger dichte Pflanzen ersetzt werden. "Dadurch können Lebewesen in der Wupper bei Hochwasser besser flüchten", erklärt Arnim Lützenberger vom Wupperverband.Das gegenüberliegende Ufer soll hingegen für die Nutzung durch den Menschen optimiert werden: Die Stadt will die Wupper "erlebbar machen". Dafür soll die Grünfläche Rosenau besser integriert werden. "Hier sollen die Bürger auch mal die Füße in ihrem Fluss baumeln lassen", sagt Lützenberger.
Diese Baumaßnahmen würden besonders die Kleinfischarten in der Wupper nicht überleben. Während die großen Fische den Baggern ausweichen könnten, würden die kleinen Fische plattgewalzt. "Die Kleinstfische leben unter den Steinen - sie hätten keine Chance", sagt Helmut Wuttke, der Fischereiberater der Stadt Wuppertal.
Dass die Elektro-Fischer dennoch auch auf die dicken Fische Jagd machten, geschah im Dienste der Wissenschaft. In einem Projekt der Bergischen Uni und der Stadt werden die in der Wupper ansässigen Salmoniden (Forellenfische) untersucht. Hierzu entnehmen die Studenten den Fischen einzelne Schuppen und untersuchen diese mikroskopisch. Wie Bäume haben auch die Schuppen der Fische Jahresringe. Im Abgleich mit Größe und Gewicht der Fische lassen sich die Bestände so analysieren und Rückschlüsse auf die Nährstoffe in der Wupper ziehen. Zudem sollen davon auch die Schulen profitieren: "Über unsere Lehramtsstudenten wollen wir solche Forschungsprojekte an die Schulen bringen und so für die Biologie begeistern", sagte Ingo Busse von der Bergischen Uni.