Familien trainieren das Zusammenleben

Der Verein SKJ hat an der Erwinstraße Wohnungen für Familien in Krisensituationen eingerichtet.

Foto: Stefan Fries

Heckinghausen. Heutzutage ist vielfach das Zusammenleben von Kindern und Eltern im gemeinsamen Haushalt schwierig, ja manchmal gar nicht mehr möglich. Der Verein SKJ (Sozialtherapeutische Kinder- und Jugendarbeit) betritt mit einem in Deutschland einzigartigen Modellprojekt nun Neuland: Innerhalb der Familientrainingsgruppe sollen Kinder und Eltern auch in Krisensituationen einen Weg finden, wieder zusammenleben zu können.

Dafür sind auf etwa 450 Quadratmetern in der Heckinghauser Erwinstraße auf vier Etagen drei Trainingswohnungen für Familien sowie kindgerechte Appartments entstanden, die als Lernort für bis zu sieben Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren dienen sollen.

In den farbenfrohen und geschmackvoll eingerichteten Elternschlafzimmern, Kinderzimmern, Kochnischen und den modern ausgestatteten Bädern sollen mit Hilfe intensiver Betreuung Rollen und Strukturen neu erlernt und stabilisiert werden. Zudem sind auch Betreuerzimmer sowie Mehrzweck- und Aufenthaltsräume entstanden, in denen Gespräche zur Verbesserung des Familienklimas stattfinden.

„Wir wollen Empathie entwickeln und mit den Eltern Selbsthilfegruppen aufbauen und sie an einen Alltag heranführen, den sie gemeinsam mit den Kindern gestalten können, etwa beim gemeinsamen Kochen in der Wohnküche oder beim Einkaufen“, ist Jimmy H. Adrian, Gesamtleiter beim SKJ, vom Konzept überzeugt.

Hauptzielgruppen seien Familien mit dem Wunsch, dass das Kind nach längerer Fremdunterbringung — wovon es in Wuppertal 600 gebe — wieder in die Familie zurückgeführt wird. Außerdem werden Familien angesprochen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist und ambulant betreute Familien, die eine kurzzeitige Betreuung benötigen.

„Die Rückführungsbeauftragte des Jugendamtes ist sofort auf unser Projekt eingestiegen, denn das Wohl des Kindes steht im Mittelpunkt. So konnten wir gemeinsam mit dem Jugendamt ein passendes Konzept entwickeln“, freuen sich Jimmy H. Adrian und André Dobrick, Sozialtherapeutischer Leiter vor Ort.

Kinder, die ohne ihre Eltern in der Familientrainingsgruppe leben, sollen nach sechs bis zwölf Monaten und intensivem Coaching durch die Betreuer vor Ort in ihre Familien zurückkehren. Bereits vor der feierlichen Eröffnung Ende Juni ist die erste Familie in die Erwinstraße eingezogen. Ein Weg, um lange Heimaufenthalte zu vermeiden und die Eltern mit ins Boot zu holen.