Feinstaub-Posse: 3,50 Meter hohe Schutzwand um die Kita
Warum die Antoniuskirche und die Kindertagesstätte an der Nordseite von einem Bretterzaun umgeben sind.
Barmen. Am Montag dieser Woche ging’s endlich los. 50 Kinder stürmten die nagelneue Kindertagesstätte der Katholischen Kirchengemeinde St.Antonius an der Bernhard-Letterhaus-Straße 10 in der Barmer City. Drinnen wie draußen gibt’s Platz zum Spielen und Toben. Alles prima? Prälat Monsignore Michael Haupt nickt: "Wir sind froh, dass der Betrieb endlich losgehen konnte." Der Pfarrer macht sich allerdings auch ein paar Sorgen. Die sind 3,50Meter hoch, umgeben das Außengelände der Kita und damit auch die Nordseite der Antoniuskirche in Form einer Wand aus Holz. Warum die Wand? Und warum so hoch?
Der Straßenverkehr, der Wind und die deswegen EU-weit geltenden Lärm- und Feinstaub-Bestimmungen sind der Grund. Die Antoniuskirche und die Kita liegen nun einmal an der stets vielbefahrenen und mehrspurigen Kreuzung Steinweg, Bleicherstraße, Paul-Humburg-Straße. Klar, dass die Kinder da geschützt werden müssen. Damit der Kita-Betrieb starten konnte, musste die provisorische Bretterwand her. Das sieht auch die Gemeinde ein.
Allerdings wundert man sich über die buchstäblich hohen Auflagen. Direkt gegenüber und ebenfalls am Steinweg befindet sich bekanntlich ein großer Spielplatz - völlig offen und ohne Bretterzaun. Warum, ist eine Frage der Zeit: Als der Spielplatz gebaut wurde, war der Feinstaub noch kein Thema.
Im Hier und Jetzt ist alles anders. Die Feinstaub-Regelungen greifen sogar auf dem Spielhof der Antonius-Kita. Dort, wo die bereits von der Bretterwand geschützten Kinder unter anderem in einem Sandkasten spielen, gibt es noch einen Zaun. Der Grund: Messungen haben ergeben, dass in diesem Winkel die Feinstaub-Belastung größer sein soll als direkt am Sandkasten. Pfarrer Michael Haupt: "Manchmal kann ich das alles nicht glauben."
Aber es gibt Hoffnung. Jetzt, da die Bretterwand steht, soll im Spielhof nochmals die Feinstaub-Belastung gemessen werden. Somit besteht die Möglichkeit, dass zumindest der Kita-interne Zaun bald verschwindet.
Seelsorger Haupt will auf gar keinen Fall, dass der Eindruck entsteht, die Gemeinde schotte sich hinter der Bretterwand ab: "Wir sind als City-Kirche nach wie vor ein offenes Haus", sagt er. Die Bretterwand soll schnellstmöglich verschwinden und einer Mauer weichen. Leichter gesagt als getan. Und der geplanten Mauer fließt Wasser durch den unterirdischen Mühlengraben, um am Loh in die Wupper zu münden. Einfach so darf man darüber keine Mauer errichten. Erst müssen die Stadtwerke die unterirdische Verrohrung sichern beziehungsweise zugänglich machen. Dann endlich könnte die Mauer gebaut werden. Die dürfte zwar ähnlich hoch werden, soll aber mit Fenstern und Pflanzen deutlich aufgelockert werden und mit der markanten Kirche im Rücken ein schöneres Bild ergeben. Darauf hofft übrigens auch die Stadt.
Bis dahin setzt die Kita auf die Kreativität von Kindern und Jugendlichen. Geplant ist, dass die überdimensionale Bretterwand bemalt wird - von innen und außen. Auch Graffitis kann sich Pfarrer Haupt vorstellen: "Wir wünschen uns da natürlich eine christliche Thematik."