Hilfe im Alltag: Nachbarn sind für Nachbarn da
Im Verein „Nachbarn für Nachbarn“ organisieren Ehrenamtliche Hilfe im Alltag.
Barmen. Monika Harzer wartet auf den Bus. Sie hat ein Paket dabei. „Ich bringe ihr immer selbstgebackenen Kuchen mit“, erzählt die 65-Jährige. Sie ist auf dem Weg zu Liselotte Floehs, die sie im Rahmen des Vereins „Nachbarn für Nachbarn“ besucht. „Sie freut sich drauf, ich auch. Ein Alibi für mich, Kuchen zu essen“, sagt Harzer lächelnd.
Seit gut eineinhalb Jahren besucht sie alle drei bis vier Wochen Floehs und eine weitere Dame. Von Oberbarmen fährt die aus Gotha stammende Rentnerin, die zur Zeit einen Minijob als Schuhverkäuferin ausübt, gut eine Stunde hinauf in den Elberfelder Norden zu Liselotte Floehs. Zum Kaffeetrinken, Spielen, Spazieren und vor allem zum Reden und Zuhören.
Der Verein „Nachbarn für Nachbarn“ wurde von der Barmer Wohnungsbau AG ins Leben gerufen. Monika Harzer ist von Anfang an mit dabei. Wie sie sind auch alle anderen Mitglieder Ehrenamtliche. „Ich bin aus einer Familie, in der Nachbarschaftshilfe normal war“, berichtet Harzer. Auf dem Dorf helfe nunmal einer dem anderen. „Ich hab das hier vermisst, die Menschen werden zunehmend egoistischer“, meint Harzer.
Liselotte Floehs ist 87 Jahre alt. Vor drei Jahren zog sie von Kamen nach Wuppertal, weil ihr Sohn hier arbeitet. Doch dieser habe wenig Zeit, sie zu besuchen, sagt Harzer. „Sie erzählt viel von früher und zeigt mir Bilder. Ich finde das sehr interessant“, sagt sie auch im Hinblick auf die Zeit des zweiten Weltkrieges.
Liselotte Floehs freut sich über den Besuch und über den Apfelkuchen. „Damit hab ich gerechnet“, sagt sie. Sie setzen sich, Monika Harzer schenkt Kaffee aus. „Darf ich ihnen Milch eingießen?“, fragt sie. „Ja, sie dürfen arbeiten“, sagt Liselotte Floehs mit einem Augenzwinkern. Sie lacht viel. Wenn sie über Vergangenes spricht, hat sie oft die linke Hand am Kinn und blickt konzentriert. Zu jedem Stichwort kommt ihr etwas in den Sinn. Sie redet über Bergleute, die früher übriggebliebenes Holz von der Arbeit zum Heizen mitbrachten, oder über ihren sechsjährigen Enkel: „Ich hab nie gedacht, dass ich mal Oma werde.“ Harzer hört zu, nickt, fragt nach. Dann erzählt auch sie, vom Älterwerden zum Beispiel.
Am meisten gefällt es Floehs, wenn sie reden. Beide lachen. „Was wir alles schon gequatscht haben“, sagt Floehs. Sie tippt sich gegen die Schläfe. „Gott sei Dank ist der hier oben der einzige, der noch funktioniert.“ Sie braucht einen Rollator und hat eine Pflegekraft. Geistig ist sie jedoch fit.
Die beiden Damen reden weiter, erzählen sich Anekdoten, lachen. Auf den Verein „Nachbarn für Nachbarn“ ist Floehs eher zufällig gekommen, als sie etwas im Telefonbuch suchte. Ein schöner Zufall.