Hundebesitzer lassen Tiere in Kapelle urinieren

Die Wichernkapelle auf der Trasse wird bewusst besudelt, weil einzelne Tierhalter mit dem Gebetsort nicht einverstanden sind.

Foto: Anna Schwartz

Wichlinghausen. Ein Ort der Stille auf der belebten Nordbahntrasse soll die Wichernkapelle sein. Auf dem Bergischen Plateau, wenige Meter vom alten Wichlinghauser Bahnhof entfernt, wurde der Holz-Glas-Bau im März 2015 eröffnet, damit Trassennutzer dort beten oder Kraft tanken können. Doch nicht alle Menschen scheinen dieser überkonfessionellen Stätte etwas Positives abgewinnen zu können. Laute Partys, mutwillige Beschädigung und sogar die bewusste Nutzung als Hunde-Klo mussten die Initiatoren der Wichernkapelle mehrfach bemerken.

„Wir versuchen, mit den Gruppen zu sprechen, mit denen wir dort Probleme haben“, berichtet der Langerfelder Pfarrer Johannes Schimanowski. Als passionierter Langstreckenläufer und Radfahrer sowie ehemaliger Vorsitzender des Vereins Wichernhaus hat er die Kapelle mit realisiert. Nach wie vor hält der Theologe die Wichernkapelle — trotz der Schwierigkeiten mit einigen Personen — für eine gelungene Einrichtung.

Verschiedene Ansätze hätten die Akteure auf diesem Trassenabschnitt, zu denen neben der Trassenmeisterei des Wichernhauses auch Kirchengemeinden und das Quartiersbüro für Wichlinghausen-Oberbarmen „422“ gehören, schon ausprobiert — mehr oder weniger erfolgreich. „Mit den Drogenabhängigen und den Jugendlichen sind wir im Gespräch. Sie begegnen uns freundlich“, sagt Schimanowski. „Aber den Hundebesitzern, die ihre Tiere durch die Kapelle jagen, mussten wir einen Platzverweis aussprechen. Mit denen können wir gar nicht reden, die werden sofort ausfällig.“

Bei den erwachsenen Tierhaltern sei keinerlei Einsicht dafür zu erkennen gewesen, dass die Kapelle ein Ort der Besinnung und als solches auch respektiert werden solle. „Ganz im Gegenteil. Die werfen sogar Bälle und Stöcke in die Kapelle, damit die Hunde dort hineinlaufen, und schreiten dann nicht ein, wenn diese dort urinieren“, entrüstet sich der Theologe. Er habe sogar beobachtet, dass die Hunde ihre großen Geschäfte an diesem Ort verrichten, für den Christen und Muslime eine gemeinsame Erklärung, das „Siegel der Freundschaft“, abgeschlossen haben. Den Grund für das unmögliche Benehmen der Tierhalter kennt Pfarrer Schimanowski auch: „Früher war das Gelände eine Hundewiese. Die Hundebesitzer meinen, wir hätten sie ihnen weggenommen.“

Mehr Erfolg scheint die Ansprache einer weiteren Problemgruppe zu haben, die sich häufiger im Bereich der Kapelle aufhält: lärmende Jugendliche. „Da hatten wir in einem Jahr nur fünf Fälle von Ruhestörung“, erklärt Polizeisprecher Stefan Weiand. Das sei nicht außergewöhnlich viel. Gegen die Hundebesitzer könne die Polizei indes nichts unternehmen. Da sei das Ordnungsamt zuständig.

Ulrike Schmidt-Keßler, Sprecherin der Stadt, hat von dem Problem mit einigen Hundehaltern gehört: „In letzter Zeit hat das Ordnungsamt aber keine entsprechenden Hinweise mehr erhalten.“ Daher gingen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes dort nicht verstärkt Streife. „Wenn jemand etwas sieht, soll er die Kollegen anrufen oder noch besser, Fotos machen“, rät Schmidt-Keßler.

Dass die Problematik mit den Hunden in der Kapelle weiterhin besteht, weiß hingegen Johann Wagner, Geschäftsführer des Wichernhauses, dessen Mitarbeiter regelmäßig die Exkremente entfernen müssen: „Wir haben inzwischen ein Schild aufgestellt, dass Hunde in der Kapelle nicht erwünscht sind. Findige Hundehalter haben aber schon zwei Mal die Schilder entfernt oder umgedreht.“ Außerdem gebe es Schilder, die erklärten, dass es sich um einen gesegneten Ort im Privatbesitz handele. Doch das bringe genauso wenig wie der Hunde-Beutel-Spender, findet Johann Wagner: „Wir haben einen Automaten aufgestellt, an dem man kostenlos Tüten für die Hinterlassenschaften der Hunde ziehen kann. Aber das fruchtet nichts.“