Lante: Anwohner haben kein Verständnis für den Verkauf
Am WZ-Mobil vor der Firma KöBo-Donghua hagelt es Kritik in Richtung Stadt und Politik.
Hatzfeld. Zuerst war nur ein Verkehrsversuch geplant, jetzt verkauft die Stadt allerdings ein Teilstück der Straße Lante, welches das Grundstück der Firma KöBo-Donghua teilt. Das Straßenschild ist bereits abmontiert worden. In der Begründung heißt es, dass so die weitere Entwicklung des Unternehmens unterstützt werden soll. Die Firma muss allerdings vorab noch einen Alternativweg für Fußgänger und Radfahrer bauen. Anwohner protestieren massiv gegen die Schließung. Am WZ-Mobil äußern sie ihre Bedenken.
„Ich fühle mich übergangen“, sagt Anwohner Horst Köster. „Schlimm ist, dass wir kaum informiert werden. Wie soll denn beispielsweise solch ein Fuß- und Fahrradweg aussehen?“ Auch Stefan Schauerte ärgert sich, dass die Meinung der Anwohner offenbar nicht zählt und sie kaum Informationen erhalten. Klaus Bergmann sieht das Problem, dass Belange von Anwohnern und einer alteingessenen Firma unter einen Hut gebracht werden müssen. „Den oberen Zugang zur Lante aber einfach schließen, das würde einen großen Umweg für alle Anwohner bedeuten“, stellt er fest.
Neben dem längeren Weg, den die Anwohner in Kauf nehmen müssten, befürchtet Elke Franz, dass ein Durchkommen auf der Lante immer schwieriger wird: „Schon jetzt ist es sehr eng. Wenn sich der Verkehr nach der Schließung des oberen Teils nur noch auf dem unteren Teil begegnet, weiß ich nicht, wie man noch durch die Straße kommen soll.“
Vor allem im Winter befürchten die Anwohner, von unten bergauf nicht mehr in ihre Straße zu kommen. „Ich wohne genau in der Mitte der Lante. Wenn weiterhin so wenig gestreut wird, komme ich nicht mehr nach Hause“, sagt Christel Braun. Sie versteht auch nicht, warum jetzt dieser Schritt von der Stadtverwaltung gemacht wird. „Seit 50 Jahren funktioniert es auf unserer Straße durch gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Anwohner- und Firmenverkehr wunderbar.“ Über die dann viel schwierigere Verkehrsführung mache sich niemand Gedanken, so Robert Klahold.
Reiner Voß, Anwohner der Lockfinke, beklagt sich, dass dort bereits jetzt genug Verkehr fahre. Wenn die Lante zugemacht werde, weichten noch mehr Autofahrer auf die Lockfinke aus. „Was ist, wenn jetzt die nächste Firma an der Lante solch einen Antrag stellen würde“, fragt Jutta Kresin. Dann gebe es noch mehr Probleme.
„Das ist ganz klar eine Einbuße unserer Lebensqualität“, sagt Andrea Neumann. „Schon jetzt fahren Mitarbeiter der Firma KöBo nach Feierabend durch unsere Straße. Ich befürchte, dass es nach dem Verkauf der Straße noch mehr sein werden. Das ist ja dann auch viel mehr Lärm.“ Und Elke Kind ärgert es, dass jahrelanges Wegerecht der Bewohner der Lante einfach wegfällt.
„Wir sind enttäuscht darüber, dass unsere Meinung so wenig zählt“, sagt Herbert Fleing, Vorsitzender des Hatzfelder Bürgervereins. „Aber wenn die Entscheidung nun schon ohne unser Zutun gefällt wurde, hoffen wir doch, dass es wenigstens eine vernünftige und sichere Variante des Fußgänger- und Radweges geben wird.“
Ein Kritikpunkt vieler Anwohner ist auch, dass nun ein Ratsbeschluss aus den 1980er-Jahren „hervorgezaubert“ worden sei. „Es ist schon eine fragwürdige Geschichte, wenn nach 30 Jahren auffällt, dass man eine Straße verkaufen kann“, findet Christoph Hundhausen. Allerdings, betont Hans Otto Ewich, sei in dem Ratsbeschluss noch die Rede davon, dass eine zweite Straße geschaffen werden muss, bevor das Teilstück verkauft werden soll. Das sei aber, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt, nur eine Möglichkeit, keine Bedingung gewesen.
Mittlerweile gibt es sogar ein Schreiben von Anwohnern an den Petitionsausschuss des Landtages.