Langerfelder Bürgermeisteramt Mehr Leben im Denkmal gewünscht

Im einstigen Langerfelder Bürgermeisteramt ist heute das Bürgerbüro untergebracht.

Foto: Anna Schwartz

Langerfeld. Dass die Häuser Schwelmer Straße 15 und 15a einmal der „Gehirn“ Langerfelds waren, dass hier bis zu 80 Menschen im damaligen Standesamt, der Schulverwaltung, dem Gewerbegericht und dem Steueramt tätig waren, sieht man der sanierungsbedürftigen Fassade nicht mehr an. 1888, also vor fast 130 Jahren wurde das einstige Bürgermeisteramt in den Neubau in der Schwelmer Straße verlegt. Langerfeld mit dem angeschlossenen Nächstebreck gehörte damals zur Gemeinde Schwelm.

Langerfeld war Ende des 19. Jahrhunderts ein prosperierender Ort mit wachsender Textilindustrie, etlichen Schulen und ansteigender Bevölkerungszahl. In den mit heute noch existierendem Parkett ausgelegten Amtsstuben, dem Sitz des Gemeindevorstehers, herrschten reges Leben und Treiben. Und weil man sich der wachsenden Bedeutung durchaus bewusst war, stellten die Gemeinderatsmitglieder, vertreten durch den Gemeindevorstand, nach ausführlichen Diskussionen und Überlegungen im Amtshaus 1912 „an des Kaisers und Königs Majestät“ eine „Immediat-Vorstellung“ betreffend „Antrag auf Verleihung der Städteordnung“.

Langerfeld wollte eigenständige Stadt werden und hatte mit einer Bevölkerungszahl von 15 800 Seelen und prächtiger Entwicklung der Band- und Spitzenindustrie auch glänzende Argumente, zumal das Steueraufkommen mit knapp 300 000 Mark ebenfalls für eine Stadt Langerfeld sprach. Dass die Gas- und Wasserversorgung für das Jahr 1918 „projektiert“ war, an der Hauptstraße Bürgersteige angelegt waren und das Volksschulwesen in Langerfeld als mustergültig galt, sprach ebenfalls für zukünftige Stadtrechte. Das Amt Nächstebreck könnte der künftige Bürgermeister Langerfelds als Amtmann gleichzeitig verwalten, so der Vorschlag.

Eberhard Hasenclever, heutiger Bezirksbürgermeister

Ob die kaiserliche Majestät den Antrag jemals zu Gesicht bekommen hat, ist nicht überliefert. Doch im Februar 1913 ging in der Schwelmer Straße 15 die Antwort ein mit dem Bescheid: „dass dem Antrag nach Lage der Verhältnisse keine Folge gegeben werden kann.“ Ein vom Landrat angeführter Grund war, dass man um den Fortbestand des Kreises Schwelm fürchte, wenn Langerfeld aus dem Kreisverband ausscheiden würde. In den Jahren 1914 bis 1918 hatte man andere Sorgen, und im Standesamt in der Schwelmer Straße 15 wurden im Ersten Weltkrieg Kriegstote 537 Tote aus Langerfeld registriert.

In den folgenden Jahren war die verhinderte Stadt Langerfeld das Objekt mancher Begierde. „Barmen wollte Langerfeld als entwicklungsfähigen Standort, Schwelm hatte den selben Wunsch, und die Langerfelder, die sich übrigens als Westfalen sahen, wollten selbständig sein“, berichtet Langerfelds heute amtierender Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever (SPD).

Im Zuge einer Gemeindereform beschloss der Landtag in Düsseldorf, dass Langerfeld und Nächstebreck künftig zu Barmen gehören würden. Was die Langerfelder auf die Palme brachte. Der „Westfalenbund“ wurde als Widerstandsbewegung gegründet mit 7300 Mitgliedern. Ohne besonderen Erfolg, denn schon 1929 verlor auch Barmen seine Selbständigkeit und wurde Stadtteil Wuppertals. 1930 dann ein wichtiger Beschluss des Stadtrates, der neben der Aufhebung der Pferdemärkte und dem Verkauf eines Grundstückes an den evangelischen Jünglingsverein Langerfeld auch die Bildung von Ortsausschüssen, den Vorgängern der Bezirksvertretungen, auf den Weg brachte.

Die Bezirksvertretung Langerfeld tagte fortan in der Schwelmer Straße 15. Bis 1933, als die Nazis diese Art der Basis-Demokratie verboten. Am 6. Februar 1946 beschloss der Wuppertaler Stadtrat dann einstimmig über den Aufbau der 14 Bezirksausschüsse, von denen die Langerfelder Bezirksvertretung wieder an ihrer alten Wirkungsstätte arbeitete und das ebenfalls dort befindliche Bürgerbüro sich jahrzehntelang der Wünsche der Langerfelder annahm.

„Leider wurden viele Aufgaben wie das Meldewesen, die das Bürgerbüro in der Schwelmer Straße zur Zufriedenheit der Langerfelder erfüllt hat, nach Barmen verlegt. Und das, obwohl hier ausreichend Büroräume, die im Eigentum der Stadt sind, für alle Aufgaben zur Verfügung stehen“, ärgert sich Eberhard Hasenclever und will weiter dafür kämpfen, dass im altehrwürdigen Gebäude von 1888 wieder neues Leben zum Wohle der Langerfelder einkehrt.