Wuppertal Prozess um ungewollte Küsse und Berührungen beim Tätowierer

Ein 43-jähriger Tätowierer soll junge Kundinnen in Wuppertal mit Gesprächen über Sex irritiert und sie dann geküsst und im Intimbereich angefasst haben.

Symbolbild

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Wuppertal. Die jungen Frauen hofften auf ein Tattoo für einen kleinen Preis. Und erlebten einen Tätowierer, der die Situation ausnutzte, sie mit Gewalt zu Küssen zwang, einmal intim berührte. So jedenfalls schilderten es am Mittwoch zwei Kundinnen vor dem Amtsgericht. Dem Angeklagten (43) wird sexuelle Nötigung und Körperverletzung vorgeworfen. Er schwieg.

„Beim ersten Termin war er ganz sympathisch“, berichtete eine 20-Jährige von dem Vorfall im Jahr 2016. Auch wenn es sie irritierte, dass er mit ihr und ihrer Freundin offen über sein Sexualleben plauderte.

Beim zweiten Termin in dem Studio in Barmen war sie allein. Da habe er, als sie mal aufstehen wollte, plötzlich unter ihr Kinn gegriffen, ihr die Finger in die Wangen gedrückt und sie so gezwungen, den Mund zu öffnen. „Dann hat er mich geküsst und mir die Zunge in den Mund gesteckt.“

Sie habe unter „Schockstarre“ gestanden, so die Zeugin. „Ich hatte Angst.“ Unter anderem musste sie an seinen Elektroschocker denken, über den er zuvor gesprochen hatte. Schließlich habe sie ihn mit „Is’ nicht!“ abgeschüttelt.

Als ihr Tattoo am Oberschenkel fertig war, habe er ihren Slip weggeschoben und sie im Intimbereich berührt. Sie drückte ihn weg. Das hinderte ihn nach ihrer Aussage nicht, ihr beim Abschied ein kostenloses Tattoo gegen Gegenleistung anzubieten. Die Folgen für die junge Frau, die mit 13 vergewaltigt worden war, waren massiv: Sie habe Panik-Attacken bekommen, nur lange Ärmel getragen, habe Angst vor älteren Männern, Angst im Dunkeln gehabt und eine Therapie gebraucht.

Ihre Freundin (21) berichtete ähnliches. Sie war zuerst in dem Studio gewesen, hatte ihre Erlebnisse aber verschwiegen, weil sie die auf sich bezog. Ihr habe er den Elektroschocker in Aktion gezeigt, viel von seiner Vorliebe für junge Frauen geredet. Und ihr mit dem gleichen Griff einen Kuss aufgezwungen. Sie wehrte ihn mit einem Scherz ab, ließ ihn weiter tätowieren. Am Ende habe er angeboten, sie beim nächsten Mal kostenlos zu tätowieren — „mit so einem Unterton“, wie sie sagte.

Über die sozialen Medien hätten sie später weitere junge Frauen gefunden, die ähnliche Erlebnisse schilderten. Aber nur eine sei bereit gewesen, bei der Polizei ihre Anonymität aufzugeben. Der Prozess wird am 6. März fortgesetzt.