Aktionen der Bildungseinrichtung Schüler des Berufskollegs Werther Brücke veranstalten Friedenslauf zum Alten Markt
Barmen · Das Berufskolleg hilft mit einigen Aktionen zugunsten der Ukraine.
„Das Entsetzen hält an“, lässt Björn Busmann keinen Zweifel, „die anfängliche Sprachlosigkeit haben wir aber inzwischen überwunden.“ Der Lehrer am Berufskolleg Werther Brücke beschreibt damit Wege, mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen. Einer war nun an seiner Schule besonders augenfällig: Mit leuchtend bunten Luftballons zogen Schüler zum Alten Markt, um sie mit Statements dort gen Himmel zu schicken. Unübersehbares Bekenntnis: Wir wollen Frieden.
„Friedenslauf“ hat die Schule die Aktion genannt. Mit Helium gefüllt die Ballons in vielen Farben, behängt mit Kärtchen, auf denen die Schüler und Schülerinnen ihre Wünsche notiert hatten. „Peace“, also Frieden, in großen Lettern war auch auf Ballons selbst zu lesen. Auch mal eine völkerübergreifende Varianten zum Friedenswunsch: „Wuppertal - Maroc“ (Marokko) stand auf einem. Ein lachender Smiley statt eines durchgestrichenen traurigen schien zur Zuversicht zu raten.
Kein alltägliches Bild auf dem Schulhof: An die 150 Schüler, Schülerinnen sowie Lehrpersonal stellten sich vor dem Start in einem weiten Kreis auf, viele mit Ballons, vom Band lief Musik. Auf John Lennons „Imagine“ war die Wahl gefallen: „Imagine all the people living life in peace / You may say I‘m a dreamer but I‘m not the only one.“ Das stimmte gut ein.
Lehrerin Christiane Mirgel, Mitinitiatorin der Aktion, gab hier einige Hinweise zum Ablauf: „Wir werden jetzt nicht laut rumschreien.“ Denn anders als sonst bei manchen Protestzügen: Devise beim Friedenslauf war „Stiller Marsch“. Nicht stumm freilich ging es dann los, aber doch in gemessenem Ernst. Die Route startete auf dem Schulgelände in der Bachstraße. Von dort ging es über Beckmannshof und Werth durch die Fußgängerzone zum Alten Markt, wo die Ballons in die Luft entlassen werden sollten. Einer der Schüler in der Schar war Jan (17): „Die Zettel für die Ballons haben wir eben im Religionsunterricht ausgefüllt“, erzählte er. Er war einer der Teilnehmer, die einen Eindruck von Lehrerseite bestätigten: Auffällig viele Jungen, so Lehrerin Maren Boochs, hatten sich zum Lauf mit Ballon gemeldet. Sie unterrichtet sonst am Berufskolleg Französisch und Wirtschaftswissenschaften, heute ist sie sichtlich im Ordner-Team. „Dazu haben wir uns die Westen übergezogen“, sagt sie.
Neben diesem gut sichtbaren Schritt in die Öffentlichkeit: Das Barmer Kolleg hat „Ukraine-Wochen“ ausgerufen, zu denen dieser Programmpunkt neben einigen weiteren zählt. Eine ist gar nicht symbolisch, sondern ganz praktisch: In Form von „Carepaketen“ haben die Schüler in letzter Zeit nötige Alltagsausstattung gesammelt, um in der Ukraine Flüchtenden wie auch Bleibenden zu helfen. Bezugspunkt ist ein in Bochum ansässiger Freundschaftskreis mit Donezk, einer ukrainischen Stadt im Revier Donbass, das beiderseits der russisch-ukrainischen Grenze liegt. Nach Auskunft der Schule hat er bereits über 10 000 Pakete ins Krisengebiet gebracht.
Und neben Symbolik plus Praxis nimmt die Schule auch die Schüler selbst in den Blick: Jeden zweiten Mittwoch gibt es nun Informationen zur aktuellen Lage einerseits, aber auch Gelegenheit, Sorgen zu äußern und Gedanken auszutauschen.
„Gegen Krieg, Zerstörung und Gewalt“, formuliert die Schule das gemeinsame Ziel. Das Bomben soll aufhören, das ist logisch gemeinsamer Nenner von Friedensdemos, aber ist Gegenrüstung der richtige Weg? Ein Konsens dazu ist jedenfalls kaum selbstverständlich. Zwei Männer unterhalten sich beim Marsch dazu: „Ich finde es nicht richtig, jetzt wieder in die Re-Militarisierung zu zwingen“, ist zu hören, und: „Dem Putin ist das vielleicht egal, was hier läuft - aber unserer Regierung nicht.“ Friedensdemos auch als Skepsis gegenüber Scholz‘ Waffen-Millionen?
Für die Ballons hat die Schule jedenfalls auf Bunt gesetzt: Nicht etwa nur die Farben der ukrainischen Flagge, derzeit sonst vielerorts stark präsent, prägen das Meer der luftigen Bekenntnisträger. Gelb, rot, schwarz, blau kommen sie auf dem Marsch, noch fest an der Kordel, daher. Am Ziel am Alten Markt dann, auf „Drei, zwei, eins - los!“ steigen sie alle in den Himmel.