Wo Wuppertaler Originale trödeln
Rund um den Heckinghauser Gaskessel genossen gestern geschätzte 200 000 Besucher die Trödel-Stimmung.
Heckinghausen. Natürlich werden sie ungeduldig erwartet, die "Wuppertaler Originale", die traditionell das Heckinghauser Bleicherfest eröffnen und dazu im Nähkästchen ihrer beliebten Lieder kramen. Als 1975 die Zollbrücke 200 Jahre alt wurde und damit der Reigen des Flohmarkt- und Festtages im Stadtteil begann, konnte niemand ahnen, dass die Veranstaltung so dauerhaften Erfolg haben würde. Gestern wurde wieder rund um den Gaskessel wieder auf feinste bergische Weise parliert. Und siehe da: Die echten Wuppertaler Originale sind nicht auf der Bühne, sondern im prallen Leben zu finden.
"Koi" heißt da ein nützliches Faserstaubtuch - "so sauber wie ein Fisch im Wasser". Dass die Meereswoge auf dem Hobbymaler-Bild mit Leuchtturm eher wie ein Wasserfall aussieht, kann keinen echten Heckinghauser schrecken. Statt Leuchtturm gibt es sowieso den Gaskessel und Meer gibt es eben nicht - stattdessen erlesene Trödel-Stücke zwischen Tropenhelm und Gartenschlauch. Eben alles, was man eben so braucht, um sich durchs Dickicht der Städte zu schlagen.
"Mouse in the Box" steht auf dem T-Shirt von Jacqueline Scollick, die seit 14 Jahren ihren Trödelstand verteidigt. Ein "Auf und Ab" sei das gewesen, an diesem Sonntag eher ein Auf. "Hör' doch mal mit dem Telefonieren auf und schau' dir die Auslagen an", quatscht Ehemann Stephan einem Passanten ins Konzept. Der ist irritiert. "Ach, du telefonierst gerade. Tut mir leid."
Saftig-deftig darf es getrost sein, dafür ist sich hier keiner zu schade. Auch Oberbürgermeister Peter Jung nicht. Dem hatte Stephan per Zwischenruf die Grußworte aufgemotzt: "Wie wäre es mit Kaffeemaschine und Toaster fürs Büro?" Denn, so Stephan unter vier Augen: "Kann doch nicht schaden, wenn sich die bankrotte Stadt ihre Büroausstattung auf dem Flohmarkt kauft." Der Standnachbar brutzelt derweil Champignons und Bratkartoffeln. "Jedes Jahr fragen die: Habt ihr mal einen Löffel? Wir haben unseren vergessen." Inzwischen geben die Scollicks schon freiwillig den Löffel ab.
Ein Häuschen weiter wird es auf afrikanische Weise fußballweltmeisterschaftlich. Da bietet die Togo-Initiative einen Folklore-Beitrag mit Trommeln und Stelzenlauf. Ja, sagt der Vorsitzende Ali Tchassanti, Togo habe es leider nicht nach Südafrika geschafft. Sein Herz sei dann eben bei Ghana und Deutschland. Hört sich gut an - ob fürs Endspiel oder, ganz allgemein für ein fröhliches, unvoreingenommenes Miteinander in Wuppertal, für das auch dieses Bleicherfest seinen Beitrag leistete.