Mit dem Ehrenamt durch den Advent Wuppertaler Toelleturm: Wenn der Türmer in Barmen die Fahne hisst

Barmen · Ehrenamtlern ist es zu verdanken, dass der Toelleturm für Besucher öffnen kann. Bis ganz nach oben sind es fast 150 Stufen.

Kümmert sich ehrenamtlich mit anderen um den Toelleturm: Horst-Peter Stecher.

Foto: Tim Oelbermann

„Wenn die Fahne auf dem Toelleturm weht, ist das für die Wuppertaler das Zeichen, dass der Turm geöffnet ist.“ Zwischen Ostern und Herbst wird sie an den Wochenenden gehisst. Diese royal anmutende Praxis wird auf den Höhen Barmens von Horst-Peter Stecher ausgeführt. Er ist einer von insgesamt 22 „Türmern“, die während der Saison in ehrenamtlicher Arbeit den Toelleturm öffnen und die Besucher empfangen.

Es empfiehlt sich, für diese Profession bei guter Gesundheit zu sein. Denn bis die Spitze des 26,5 Meter hohen Turmes erreicht ist, wollen nicht weniger als 146 Treppenstufen bezwungen werden. Für Stecher, immerhin 70 Lenze jung, ist das eine leichte Übung. Schließlich ist er schon seit seiner Pensionierung, also seit gut einer halben Dekade, als Türmer im Dienst. Und er kam überhaupt erst durch seine Leidenschaft für die körperliche Betätigung zu diesem ungewöhnlichen Job. „Ich habe Interesse an der Natur und wandere gerne“, erzählt er. Da lag es nahe, Mitglied im Barmer Verschönerungsverein zu werden und zu fragen, ob es rund um die Barmer Anlagen denn Aufgaben für einen engagierten Anwohner gebe. Die gab es – und seitdem erklimmt Stecher regelmäßig die Stufen des Wuppertaler Wahrzeichens. Für ihn bedeutet dieses Ehrenamt tatsächlich eine Ehre. Denn viele alte Sehenswürdigkeiten der Umgebung sind Geschichte. Die Barmer Bergbahn fährt nicht mehr, und ihre Trasse führt auch nicht mehr am einstigen Planetarium vorbei. Der Turm aber ist geblieben. „Er ist das letzte Relikt, das da oben noch besteht. Ich empfinde es als gute und sinnvolle Aufgabe, das mit zu erhalten.“ Im Übrigen besteht diese Aufgabe nicht nur darin, den Turm zu öffnen und den Besuch zu koordinieren.

Weil die Türmer unter dem Dach des Barmer Verschönerungsvereins organisiert sind, erfüllen sie teilweise auch dafür Aufgaben. Es werden verschiedene Veranstaltungen organisiert, wie der in Kürze stattfindende Weihnachtsmarkt, und es gibt Führungen durch die Anlagen, die zum Teil auch von Türmern gegeben werden. Der 1864 gegründete Verein kümmert sich um Pflege und Erhalt der Barmer Anlagen und fungiert als dessen Eigentümer. Er wurde vor über 150 Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen, Erholungsgebiete in der Großstadt zu schaffen. Der Toelleturm steht am westlichen Rand der Anlagen. Auch dessen Erhalt fördert der Verein mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden; seit seinem Bau wurde er mehrfach renoviert. Zwischenzeitlich war er so marode, dass sogar der Abriss zur Debatte stand.

Heute sind diese Diskussionen weit entfernt. Nun sitzt Horst-Peter Stecher am Fuß des Turmes und informiert die Ausflügler, die von nah und fern kommen. Sie erfahren von ihm, dass der Toelleturm 1887 gebaut wurde, finanziert von einem Unterbarmer Fabrikanten namens Toelle. Oder dass die Barmer Anlagen den zweitgrößten privaten Park Deutschlands darstellen. Diese Unterhaltungen bereiten Stecher selbst auch viel Freude. „Manchmal sind alte Wuppertaler dabei, die eigene Erfahrungen einbringen. Das unterhält uns Türmer dann auch“, berichtet er.

Nach dem Plausch und vielleicht einer kleinen Spende unten am Boden geht es für die Gäste hoch hinaus, auf gerade erst erneuerten Treppenstufen. Die Anstrengung wird mit einer fabelhaften Aussicht über Wuppertal belohnt. „Dass der Turm heute genutzt werden kann, verdankt Wuppertal den Ehrenamtlern“, würdigt Stecher seine Mitstreiter und sich.

Sie suchen übrigens stets Verstärkung. Denn einige Türmer sind schon über 80 Jahre alt und froh, wenn sie sich im Dienstplan etwas zurücknehmen können. So wird die Fahne auch künftig hoch über Barmen wehen können.