Wuppertal Blutbuche und Bürgerverein sind mit Sudberg verwurzelt

Die Blutbuche und der Bürgerverein Sudbürger sind eng miteinander verbunden. Doch den Wandel rund um den Platz können sie nicht aufhalten.

Foto: Stefan Fries

Sudberg. Die feuerroten Blätter der Blutbuche an der Sudberger Straße hat bereits mehrere Generationen fasziniert. „Die alten Sudberger sind als Kind alle darauf geklettert“, sagt Sally Stusberg vom Bürgerverein. Den Beweis, dass das auch heute noch eine beliebte Freizeitbeschäftigung ist, liefern etliche Messerschnitzereien von Jugendlichen. Die in die Rinde geritzten Liebesschwüre sind teils viele Jahre alt.

Wie sich das Gesicht des Platzes rund um den Baum verändert hat, gefällt den Südbürgern nicht. Derzeit baut ein Investor zwei Wohnhäuser auf dem Grundstück der ehemaligen Firma Hösterey, wovon eines direkt neben der Buche steht. Die Äste ragen bis an das Baugerüst. „Dass die Stadt eine Bebauung so dicht an einem Naturdenkmal genehmigt hat, finden wir schon verwunderlich“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende Peter Vorsteher.

Dort an der Buche trifft das Morgen auf das Gestern. Auf der anderen Straßenseite steht Sudbergs ältestes Haus. Das 1731 errichtete Gebäude war einst ein Lehrerhaus. Es wird heute von dem Neubau überragt. „Die Geschosshöhe finde ich zu hoch. Das verändert das Bild des Platzes“, sagt Sudbürgerin Helga Schenck,

Auf die neuen Häuser, die in Sudberg hier und dort aus dem Boden schießen, schaut Peter Vorsteher auch aus anderem Grund mit Skepsis. „Das Problem, das wir im Quartier haben, ist der ruhende Verkehr“, sagt Vorsteher. Heute sei es nicht mehr ungewöhnlich, dass Familien mit Kindern plötzlich Stellplätze für bis zu drei Autos benötigen. Viele Sudberger verteidigen die kleinsten Einbuchtungen vor ihrer Hecke mit Schildern: „Parken verboten“. Vorsteher sagt: „Am Wochenende, wenn alle zu Hause sind, findet man hier keinen Parkplatz mehr.“

Gleichzeitig beunruhigt den Verein eine andere Entwicklung: In Sudberg wird gerne gewohnt, doch Angebote zum Einkaufen und Ausgehen gibt es so gut wie keine mehr. Helga Schenck erinnert sich: „Als ich 1976 nach Sudberg gezogen bin, gab es hier noch fünf bis sechs Kneipen.“ Zum Jahreswechsel haben mit dem Odenwaldhaus und dem Haus Schee die letzten beiden Gastronomien im Ort aus Altersgründen geschlossen. „Das ist eine bedauerliche Entwicklung, aber leider normal“, sagt Sudbürger Martin Teckmann. Nun fehlt dem Bürgerverein ein Anker im eigenen Stadtteil. Früher traf man sich zu Versammlungen immer abwechselnd in den Traditionshäusern, jetzt weicht man zum Reitverein Sudberg oder für Sonderveranstaltungen sogar zum Bahnhof Cronenberg aus. Nur noch die Bäckerei ist geblieben, für ältere Sudberger noch ein letzter Treffpunkt im Quartier.

Sudberg wandelt sich. Der Platz an der Blutbuche zeigt das. Deshalb schaut der Verein hier genau hin. Sally Stusberg wohnt direkt schräg gegenüber und achtet auf jeden gekappten Ast. Die Blutbuche hat in den Augen der Sudbürger das Vorrecht vor dem Beton. Vorsteher sagt: „Der Baum war nun einmal 200 Jahre eher da.“