Ärger über mangelnden Service im Bürgerbüro „Bürger stehen vor der Tür“
Die Bezirksvertreter in Cronenberg äußern sich bei ihrer Sitzung erbost über die Schließung der Bürgerbüros vor den Sommerferien und den mangelnden Service.
Cronenberg. Massive Kritik an der erzwungen Sommerpause der Bürgerbüros musste sich Panagiotis Paschalis von den Mitgliedern der Bezirksvertretung anhören. Sie warfen dem Beigeordneten für Bürgerbeteiligung und Beteiligungsmanagement Missmanagement vor.
„Wir haben für dieses Organisationsversagen der Verwaltung kein Verständnis. Diese Probleme sind hausgemacht. Dafür muss jemand die Verantwortung übernehmen und klar sagen, dass hier falsch gerechnet wurde“, sagte Michael-Georg von Wenczowsky (CDU).
„Die Schlangen am Steinweg gab es schon 2015, die neuen Aufgaben der Mitarbeiter sind seit fünf Jahren bekannt. Damals hätte das Personal angepasst werden müssen. Stattdessen werden wir vertröstet, die Bürger stehen vor verschlossenen Türen. Das ist kein Service“, betonte Regina Orth (Grüne). „Das ist für uns kaum noch vermittelbar“, sagte auch Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé (SPD).
Zuvor hatte Panagiotis Paschalis eingeräumt, dass die Stadtspitze vor den Sommerferien gezwungen war, den Notstand auszurufen. „Die Situation am Steinweg war katastrophal. Die Mitarbeiter waren mit dem Ansturm überfordert und mussten Bürger abweisen.“ Gleichzeitig versprach er, dass so etwas nicht wieder vorkommen solle.
„Ein Konzept ist bereits in Arbeit. Bis Dezember müssen Lösungen vorliegen. Dabei steht auch die räumliche Frage zur Disposition. Für mich ist der Steinweg kein geeigneter Standort“, sagte der Beigeordnete. Er favorisiere ein zentrales Bürgerzentrum. Die Besetzung der Bürgerbüros in den Stadtteilen führe zu erheblichen Fahr- und Rüstzeiten, da die Mitarbeiter zunächst ihren Dienst am Steinweg anträten und dorthin nach einem halben Tag in Cronenberg auch wieder zurückkehrten.
„Wenn ich höre, dass sich ein solcher Wanderzirkus entwickelt hat, kann ich nur sagen: Etwas ineffektiveres gibt es wohl kaum“, schimpfte Michael-Georg von Wenczowsky. Er schlug vor, die Bürgerbüros ganztägig zu öffnen, um Fahrzeiten einzusparen.
Auf die digitalen Möglichkeiten wies Paul Yves Ramette (Grüne) hin. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, den Papierstapeln hinterher zu reisen. Die Verwaltung hat an Details herumgeschraubt, und es ist fraglich, ob das zu Einsparungen geführt hat.“
Das Cronenberger Bürgerbüro koste die Stadt 50 000 Euro Miete im Jahr. Auf die Öffnungstage gerechnet, kämen 1000 Euro pro Tag zusammen.
Paschalis betonte, er habe bereits im Frühjahr angeboten, das Bürgerbüro einen ganzen Tag in doppelter Personalstärke zu besetzen. „Darauf habe ich bisher keine Reaktion bekommen. An dem Angebot halte ich fest und hoffe auf eine Antwort.“ Auf die ratlosen Gesichter des Gremiums bestätigte Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé, dass es in informellen Gesprächen ein solches Angebot gegeben habe. „Es gab jedoch die strikte Anweisung, es nicht weiterzugeben, damit es nicht zerredet wird.“
Wenn die Verwaltung noch nicht einmal mit der Bezirksvertretung offen umgehe, wie solle dann eine Bürgerbeteiligung gelingen, fragte von Wenczowsky. „Wenn ich von informellen Gesprächen höre, bin ich sicher, dass irgend etwas nicht stimmt.“
Pragmatisch äußerte sich Oliver Siegfried Wagner (SPD): „Zwei Mitarbeiter an einem Tag sind mir lieber, als ein Mitarbeiter, der die halbe Zeit auf der Straße unterwegs ist.“
Gleichzeitig warnten die Bezirksvertreter davor, die Idee eine zentralen Bürgerzentrums voranzutreiben. „Wir haben viele ältere Leute, die den Weg nach Barmen nicht schaffen, aber problemlos ins Bürgerbüro kommen“, sagte Wagner. „Die Leute abzuziehen und die Bürgerbüros brach liegenzulassen, kann keine Lösung sein“, betonte Barbara Stenzel (WfW).
„Ich möchte nach diesem Eiertanz, den wir uns hier anhören müssen, in dieser Stadt nicht alt werden“, betonte Burkhard Orf (CDU).