Die Zukunft wächst im Arboretum

Das Waldstück im Burgholz ist ein Labor unter freiem Himmel. Dort gedeihen Bäume aus aller Welt. Die Experten suchen nach Exemplaren, die den Klimawandel besser aushalten als die heimischen Gewächse.

Foto: Anna Schwartz/Arboretum

Burgholz. Ein Streifzug durch das Arboretum bietet Spaziergängern Erholung. „Bei Hundebesitzern und Wandergruppen ist es auch im Winter sehr beliebt“, berichtet Ute Nolden-Seemann. Die Leiterin des Waldpädagogischen Zentrums Burgholz weiß das Arboretum und seine Atmosphäre auch in den kalten Monaten zu schätzen. „Die Pflanzen verhalten sich in dieser Jahreszeit einfach anders. Die Vegetationszeit ruht. Das ist auch deutlich an den Jahresringen abzulesen, deren Umfang im Vergleich zum Sommer deutlich schmaler ist.“

Foto: Anna Schwartz/Arboretum

Die ausgewogene Mischung von Laub und Nadelbäumen auf kleiner Fläche macht das Waldstück abwechslungsreich. „Der Wechsel aus immergrünen und kahlen Ästen machen es für das Auge spannender“, sagt Ute Nolden-Seemann. Neben heimischen Fichten und Buchen stehen auch zahlreiche ausländische Arten im Burgholz. Die Vielfalt ist keineswegs Zufall, sondern Strategie. Denn das Arboretum ist ein Labor unter freiem Himmel.

„Das hat in den 50er Jahren nach und nach auf kleinen Freiflächen begonnen“, berichtet Ute Nolden-Seemann. Das Forschungsziel hat sich jedoch im Laufe der Zeit entscheidend gewandelt. „Damals hatten viele Fichten aufgrund der schlechten Luft Rauchschäden, also suchten die Verantwortlichen bewusst nach emissionsresistenten Arten — mussten das aber schnell aufgeben.“ Als Ende der 50er Jahre die Wirtschaft in Schwung kam, war Holz als Energiequelle und Baumaterial gefragt. „Damals standen schnellwachsende Exemplare im Fokus“, sagt die Expertin. Er weiterer Aspekt sei gewesen, den bergischen Buchenwald für die Bevölkerung attraktiver zu gestalten.

Ute Nolden-Seemann, Leiterin des Waldpädagogischen Zentrums

Inzwischen steht bei Neuanpflanzungen der Klimawandel im Mittelpunkt. Es geht darum, den Wald widerstandsfähiger zu machen und auf die veränderten Witterungsbedingungen vorzubereiten. „Seit den ersten schweren Stürmen in den 90er Jahren und vor allem seit Kyrill ist Stabilität ein wichtiges Stichwort. Um den Wald zu schützen, brauchen wir Bäume, die tief genug wurzeln.“

Gleichzeitig sollten die pflanzlichen Einwanderer längere Trockenheit im Sommer möglichst stressfrei überstehen und den heimischen Arten keine Konkurrenz machen. „Wir möchten hier keine invasiven Pflanzen wie die Herkulesstaude oder das rotblühende Springkraut haben. Bei Bäumen ist die Gefahr allerdings geringer, da sie sich nicht so rasant vermehren“, betont Ute Nolden-Seemann.

Bei ihrer Suche richten die Experten ihren Blick in den Mittelmeerraum, da dort bereits Bedingungen herrschen, die der Klimawandel auch zu uns bringen könnte. Bei den Laubbäumen haben wir die Esskastanie, die Walnuss oder die Schwarznuss im Blick, bei den Nadelgehölzen ist die Zeder ein gutes Beispiel.“ Diese Bäume stehen im Arboretum unter Beobachtung.

Mit Prognosen ist Ute Nolden-Seemann allerdings vorsichtig. „Wir haben es hier mit sehr langlebigen Wesen zu tun, die bis zu 600 Jahre alt werden können. Einige sind gerade erst in der Pubertät“. Entscheidend könnte sein, wie tief die Bäume wurzeln und ob sie langfristige Symbiosen mit den heimischen Pilzen eingehen. „Denn die helfen mit ihren feinen Verästelungen, genügend Wasser für die Bäume bereit zu stellen und bekommen als Belohnung Zucker von ihren Wirten. Nach unseren ersten Beobachtungen scheint das gut zu funktionieren.“

Für die Fichte oder die Buche könnte das Klima in Zukunft zu trocken und zu warm werden. „Sie schätzen hohe Niederschläge und gut durchfeuchtete Böden.“ Doch noch ist der Wald von Morgen im Experimentierstadium. Spaziergänger, die sich im Wald erholen möchten, finden dort Ruhe. Die Forstarbeiten sind bis Anfang Januar eingestellt.

„Wir entnehmen, was den gesunden Bäumen im Weg steht. Auf diese Weise schaffen wir einen Dauerwald, der sich verjüngen kann, ohne Kahlschläge vornehmen zu müssen“, sagt Revierleiter Wolfgang Müller.

Die Arbeiten finden im Winter während der sogenannten Saftruhe statt, um möglichst keine Schäden anzurichten. Für einen sanften Transport der Stämme sorgen Rückepferde, die das frisch geschlagene Holz aus den Beständen in die Rückegassen ziehen, wo Maschinen sie aufnehmen.