ZOFF-Exkursion „Gehen Sie den Politikern auf den Senkel!“
Bei einem Rundgang rund ums Baugebiet „Im Brackel“ warnt BUND-Vorstand Jörg Liesendahl vor Klimafolgen.
Wuppertal. Knapp 50 Anwohner kamen am Mittwochnachmittag zum Rundgang an und auf der Brache „Im Brackel“, um sich von Jörg Liesendahl vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) erklären zu lassen, wie wertvoll das Areal zwischen Kemmannstraße und der Straße Kuchhausen ist — und wie sie gegen die geplante Bebauung dort vorgehen können.
Mitten auf der Brache griff er an einen Grashalm: „Den hätten wir früher kartiert als Beweis für die Qualität dieses Biotops“, sagte er, ließ einen giftgrünen Grashüpfer erst aus seiner Hand krabbeln, dann davon hüpfen. Seine Erfahrung sei leider: Tiere und Pflanzen helfen nicht mehr als Argument gegen geplante Bebauung.
Deshalb ging er nur kurz darauf ein, was auf der Fläche wächst und lebt. Mehr sagte er zum anstehenden Genehmigungsverfahren. Das Bauvorhaben gelte als „Innenentwicklung“, das heißt, Entwicklung einer innerstädtischen Fläche. Diese würden bevorzugt, damit Städte sich nicht weiter nach außen vergrößern.
Ein Verfahren der Innenentwicklung bedeute aber ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren. Eine Umweltprüfung finde dabei nur oberflächlich statt. „Egal, ob Sie hier Tagfalter, Eichhörnchen, Rehe oder Fledermäuse sehen, das interessiert keinen“, warnte er. Auch der Mäusebussard und die Orchideen nicht, die er gesehen habe.
Wichtig sei die Grünfläche für das Klima im Stadtteil. „Wenn hier gebaut und alles versiegelt wird, wird es trockener. Dann werden Sie hier Stadtklima haben“, prophezeite er. Und stellte klar: „Gärten haben da keine Wirkung.“ Die Stadt brauche eigentlich ein Konzept, um mit dem Klimawandel umzugehen. „Aber die Stadt hat keine Idee“, kritisierte er.
Die Teilnehmer des Rundgangs fürchteten zudem die negativen Auswirkungen durch wachsenden Verkehr auf den engen Straßen. Jörg Liesendahl ergänzte, dass die Bäume derzeit auch Umweltwirkungen des Verkehrs filterten.
Er erklärte, die geplante Bebauung zu verhindern oder zu reduzieren „geht nur politisch.“ Er riet: „Wenn Politiker im Stadtteil auftauchen, wenn sie eine Sprechstunde abhalten, gehen Sie hin. Gehen Sie denen auf den Senkel!“ Denn die Wirtschaft suche auch bei jeder Gelegenheit das Gespräch.
Es sei auch genau richtig, sich jetzt schon zu wehren. Denn während des Genehmigungsverfahrens seien viele Weichen schon gestellt.