Im Burgholz wird der Arbeitsplatz zum Lieblingsort
Für Ute Nolden-Seemann ist ihr Arbeitsplatz der schönste Ort der Stadt: Sie leitet das Waldpädagogische Zentrum.
Cronenberg. Andere müssen erst einmal runterkommen, wenn sie von der Arbeit heimkehren. Ute Nolden-Seemann kommt zur Ruhe, wenn sie zur Arbeit geht. „Ich weiß, dass das Luxus ist“, sagt die Leiterin des Waldpädagogischen Zentrums (WPZ). „Ich habe einfach einen der schönsten Arbeitsplätze in Wuppertal.“
Wenn sie in ihrem Büro sitzt, hört sie oft minutenlang nichts außer dem Lüfter ihres Computers. „Im Winter ist selbst das Telefon ruhiger. Die Lehrer werden erst um Ostern herum wach und wollen mit den Kindern in den Wald gehen“, scherzt sie.
In den Pausen stellt sie sich oft einfach mit einer Tasse Tee in der Hand an die Heizung und schaut aus dem Fenster. Dann kann sie gerade noch eine Ecke des „Hexenhäuschens“ sehen, einer Hütte, an der die Märchentouren für Kinder losgehen und die aussieht wie bei Hänsel und Gretel. Oder wie bei den Hobbits im Auenland.
Nolden-Seemann genießt das WPZ-Haus in der Natur, in die die Försterin viel zu selten — eigentlichen nur bei Führungen — kommt. „Ich mache ja keine klassische Revierarbeit wie meine Kollegen, die meistens draußen sind.“ Das Haus des Pädagogischen Zentrums wirkt leicht und verspielt, fast fröhlich. Vor ihrem Büro steht ein Kunstwerk, das aussieht wie ein meterhoher Wollknäuel aus Holz, verknotet, unmöglich zu entwirren.
Kein Mensch hat zur Entstehung dieses Kunstwerks beigetragen. Es ist eine Wucherung, die aus einer Baumkrone herausgeschnitten wurde, verursacht von einem Pilz. „Das ist für uns alle etwas besonderes, das hatten wir auch noch nie gesehen“, sagt die Försterin. Ein kleiner Beigeschmack bleibt bei aller Bewunderung — der Pilz sorgt dafür, dass die Ulmen aussterben. Damit schließt sich ein Kreis. Denn das Burgholz ist ein Versuchsrevier für nichtheimische Bäume. „Wir schauen, wie sie mit dem Klimawandel klarkommen und ob sie eine Bereicherung für den Wald werden können.“
Ihr Lieblingsplatz ist das WPZ, aber es war ein enges Rennen mit zwei anderen Orten. „Es hätte auch die Schwebebahn sein können, von der ich Fan bin“, sagt sie. „Oder die Stadthalle, wo ich wundervolle, hochemotionale Musik gehört habe.“ Als Zugereiste weiß sie diese städtebaulichen Preziosen mehr zu schätzen als mancher Einheimischer. Aber an den Bäumen aus aller Welt hängt einfach ihr Herz.