Bistro „Prisma“ schließt – die 70er Jahre im Ausverkauf

Das Bistro „Prisma“ im Stadtbad schließt heute. Die Stadt saniert das Objekt.

Röttgen. Tische mit abgerundeten Ecken, Stühle im Stil eines "Tulip Chair" und Bogenlampen mit orangefarbenen Glaskugel-Schirmen: Im Restaurant "Prisma" im Stadtbad Röttgen ist die Zeit stehengeblieben. Marco Lohse und seine Ehefrau Christine haben das Bistro vor fünf Jahren übernommen. Inklusive der kultigen 70er-Jahre-Einrichtung. "Das Mobiliar ist 35 Jahre alt - exakt so alt wie ich", sagt Lohse. "Das verbindet."

Gleichzeitig mischt sich Wehmut in seine Worte. Denn das Ehepaar Lohse muss sich nicht nur von der liebgewonnen Kulteinrichtung trennen, sondern auch von seinem Restaurant und vielen Stammkunden. Am 19.Dezember schließen die Lohses ein letztes Mal die Tür des Prisma hinter sich ab. "Wir haben dann noch eine interne Weihnachtsfeier und am Montag eine für das Personal", erklärt Marco Lohse.

Bereits seit zwei Monaten führt Christine Lohse das Prisma allein, ihr Mann hat schon eine neue Stelle. "Ich arbeite wieder als Koch, das habe ich ja auch gelernt." Freiwillig haben die Lohses das Prisma nicht aufgegeben. "Wir hatten unsere Stammkunden aus dem Bad und der näheren Umgebung. Außerdem viele Vereine, die bei uns gefeiert haben. Wir waren zufrieden, das Restaurant lief gut", sagt Marco Lohse.

Und warum hört er dann auf? "Die Stadt wird das Bad und auch das Ladenlokal, in dem das Restaurant ist, sanieren. Dafür müsste ich mehr als ein halbes Jahr schließen. Und welcher Selbstständige kann sich das schon leisten?" Die kultige Einrichtung hat er schon teilweise verkauft. "Ein Student hat alle Lampen übernommen, auch die Stühle und Stuhlschalen der Barhocker sowie die Theke sind schon weg", sagt Lohse. Natürlich weiß er, dass er mit ein wenig Zeit im Internet gutes Geld mit dem originalen Mobiliar hätte machen können. "Aber diese Zeit habe ich leider nicht."

Lieber wäre es ihm auch gewesen, wenn sich eine Möglichkeit gefunden hätte, die Einrichtung in ihrer jetzigen Form als Ensemble zu erhalten. Er selber hat jedoch keine Verwendung dafür, und die Stadt hat kein Geld, um die Möbel einzulagern und sie für einen möglichen neuen Pächter aufzuheben.

"Zwar ist nicht mehr alles aus den 70er Jahren, aber 90 Prozent schon", sagt der Pächter. So musste die Teppichverkleidung an Theke und Thekenbeleuchtung aufgrund von Brandschutzmaßnahmen weichen. Und auch die Tische sind nicht mehr ganz original. "Ich musste vor fünf Jahren neue Tische anschaffen. Das war einfach nötig. Ich habe aber darauf geachtet, dass sie zum Charakter der Einrichtung passen." Die Tische sind auch noch zu haben. Ebenso wie die Halterungen der Thekenstühle, Teile des Porzellans und die orangen Regale. "Die Farbgebung wurde dem Architekten damals von der Stadt vorgeschrieben. Das Interieur sollte zum Bad passen."

Das wird nach der Sanierung wohl nicht mehr so sein. Auch ist ungewiss, ob es im jetzigen Prisma wieder Gastronomie geben wird. "Ich weiß nicht, ob die Stadt wieder verpachten wird. Für mich selbst kommt das nicht infrage. Dafür ist die Zukunft zu ungewiss", sagt Marco Lohse. Er wird am Samstag zum letzten Mal die kultigen Kugellampen am Röttgen ausschalten.