Boltenberg: 2025 droht die Lkw-Flut

Gutachten sieht deutlichen Anstieg durch den Ausbau der L 419. Anwohner wollen Mitsprache.

Boltenberg. Über Baustellen freuen sich die wenigsten. Anders ist das derzeit am Boltenberg. Weil der Landesbetrieb Straßen NRW aufgrund von Bauarbeiten an der L 418-Talbrücke Rutenbeck den Verkehr einspurig führt und die erlaubte Geschwindigkeit dort gesenkt hat, sprechen Klaus Schilling und Friedrich Krause von einer „paradiesischen Lärmminderung“. Leider sei das aber nur temporär, erklären die Anwohner, die sich seit Jahren für einen Lärmschutz am Boltenberg einsetzen. Denn wenn der Verkehr wieder wie gewohnt laufe, sei es vorbei mit der Ruhe.

Foto: Andreas Fischer

„Gucken Sie: Was man sieht, ist grüne Landschaft“, sagt Schilling und führt auf den Balkon seiner Wohnung. So erlebten das auch Autofahrer auf der L 418. „Die geben Gas, weil sie sich fühlen, als fahren sie durch einen Wald“, erklärt Schilling. Dem sei nicht so. „Zwar stehen da Bäume, dahinter kommen aber dann Häuser.“ Kein neues Problem, räumen Schilling und Krause ein, die mit ihrer Bürgerinitiative (BI) und viel Fachwissen — beide sind studierte Physiker — seit Jahren für eine Verbesserung kämpfen. Die Situation werde schlimmer, sind die beiden überzeugt, wenn der Ausbau der L419 komme. „Wir sind ja gar nicht dagegen“, betonen sie. Aber man müsse dann auch an den Boltenberg denken. A 46, L 418, L 419 — auf den ersten Blick unterschiedliche Projekte. „Aber die muss man zusammen sehen“, erklärt Schilling. Durch den Ausbau werde die L 419 zur Verbindung zur A 1. Dann rolle vor allem viel mehr Lastverkehr auf der Südtangente entlang. Eine Befürchtung, die die neuesten Zahlen von Straßen NRW bestätigen.

Wobei das auch ein ganz spezielles Thema sei, so Schilling. Denn mittlerweile gibt es zwei Gutachten im Auftrage des Landesbetriebes: eins des Ressorts, das für den Bereich A 46 zuständig ist, und eins der Abteilung, die die Entwicklung der L 419 plant. Wenig überraschend: Sie kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Auch bei Straßen NRW, kritisiert deshalb die Bürgerinitiative, werde die Südtangente nicht ganzheitlich betrachtet. Doch auch wenn die Zahlen variieren, fest steht: Bis zu 71 Prozent mehr Lkw werden 2025 am Boltenberg vorbeirollen. „Unsere Nächte werden dann noch kürzer“, erklären die Anwohner.

Die Bürgerinitiative will deshalb am Entscheidungsprozess beteiligt werden, „ehe es zu spät ist“. Bis das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau beginne, dauere es nämlich noch. „Und dann gibt es nur eine vierwöchige Frist für Einwände.“

Eine zu kurze Zeit? Eine andere Möglichkeit sieht Andreas Früh, Projektentwickler bei Straßen NRW derzeit nicht. „Die Beteiligung hat einfach noch nicht begonnen.“ Und zum Thema der unterschiedlichen Gutachten räumt Früh ein, dass dabei unterschiedliche Zahlen als Grundlage genommen worden. „Einmal aus 2005 und einmal aus 2008.“ Dass es am Boltenberg aus Sicht der Anwohner zu laut ist, will der Landesbetrieb nicht unbedingt bestätigen. Und: „Es geht dort um eine Bestandssituation.“ Das heißt, es sei nur eine Lärmsanierung möglich - wenn überhaupt. Schwieriger sieht es mit dem Wunsch nach einem Lärmschutzwall oder ähnlichem aus. Das gelte auch für Tempolimits, wie sie die BI fordere.

Unterstützung bekommen die Anwohner von der Stadt. Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke habe sich eingeschaltet, heißt es aus Verwaltungskreisen, und habe sich mit einem Brief an Verkehrsminister Groschek gewandt. Die Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb sei, so ist im Rathaus zu hören, beim Thema L419 auch wesentlich besser als in anderen Bereichen. Und wenn das Beteiligungsverfahren anstehe, werde die Stadt auch die Einwände der BI offensiv vertreten.

Schilling und Krause sind überzeugt: Ein Sündenfall wie beim Sonnborner Kreuz darf nicht noch einmal begangen werden. „Solche Fehler kann man nicht mehr ausbessern.“