Denkmalschutz „Ein Denkmalbereich braucht keine weiteren Attraktionen“
Zoo · Untere Denkmalbehörde will Plänen für den Stadionumbau nicht zustimmen. Sie sieht die Gefahr, dass ein täglicher „Rummelplatz“ im Viertel entstehe.
. „Kippt der Denkmalbereich Zoo?“ Unter diesem Motto hatten der Rheinische Verband für Denkmalpflege und der Landschaftsschutz in Kooperation mit der Friedrich-Spee-Akademie Wuppertal und dem katholischen Bildungswerk Wuppertal-Remscheid-Solingen zu einer Führung durch das Zoo-Viertel eingeladen. Rund 25 interessierte Bürger hatten sich unter der Führung von Uwe Haltaufderheide, dem Leiter der Unteren Denkmalbehörde, auf den rund anderthalbstündigen Weg durch den Denkmalbereich gemacht, um eine Antwort auf die Eingangsfrage zu finden.
Die Gefahr des Kippens wurde allerdings erst am Ende des Rundgangs deutlich, als Haltaufderheide die Computeranimation des geplanten Stadionumbaus aufzeigte und auch die Pläne verdeutlichte, die für das Villenviertel mit der erhofften Bundesgartenschau verbunden waren. Der Plan, das Zoo-Stadion zur „schönsten Arena Deutschlands“, wie von den Architekten und Investoren versprochen, zu machen, führe dazu, einen täglichen „Rummelplatz“ entstehen zu lassen, warnte Haultaufderheide. Und dies widerspreche auf eklatante Weise dem Vorhaben der beiden Architekten Kuno Riemann und Rudolf Hermanns, die 1888 auf eigene Kosten das Viertel um den damaligen Freizeitpark erschließen ließen, um dort ein Villenviertel entstehen zu lassen. Ein Gedanke, der von den Elberfelder und Barmer Fabrikanten, Kaufleuten und Direktoren gern aufgegriffen wurde. Die ließen für sich, ihre Familien und die Bediensteten prachtvolle Villen bauen, die auch heute noch das Bild des Quartiers prägen.
„Zu einem Stadionumbau in der geplanten Form wird die Untere Denkmalbehörde nicht die Zustimmung erteilen“, stellte Haltaufderheide klar und wies auch darauf hin, dass man die geplante Buga-Schwebebahn sehr kritisch sehe. „Ein Denkmalbereich braucht keine weiteren Attraktionen“, war seine eindeutige Aussage, die bei seinen Zuhörern auf volles Verständnis stieß.
Schließlich war man gerade an den Prachtbauten vorbei gewandert. „Lassen Sie die Gebäude auf sich einwirken“, riet Haltaufderheide, sparte vor dem leer stehenden repräsentativen Empfangsgebäude des Zoos aber auch nicht mit Kritik. „Dieser klassizistische Bau ist kein Ruhmesblatt für die Stadt“, merkte er an, räumte aber ein, dass die Verwirklichung der bemerkenswerten Ideen von Zoodirektor Arne Lawrenz zur Nutzung des Baus bisher an den fehlenden Finanzen gescheitert seien.
Der Denkmalbereich Zoo mit seinen Sichtachsen ist ein äußerst sensibles Gebilde, bei dem die Aufstellung von Briefkästen oder Verkehrsschildern mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt werden müssen. So bedürfen auch der Bau von Sandkästen und Rutschbahnen auf den Privatgrundstücken der Genehmigung. „Veränderungen müssen rückgängig machbar sein“, erfuhren die Teilnehmer, als auf einen nachträglich eingebauten Balkon an einem Gebäude hingewiesen wurde. Allerdings bestätigte Haltaufderheide auch, dass es möglich sein müsse, Gebäude wirtschaftlich zu betreiben, weshalb eben dieser Balkon zum Zweck der besseren Vermietung angebracht worden sei. „Der Hauseigentümer hatte gerade seinen eisernen Zaun für 50 000 Euro restaurieren lassen.“ Eigentum von Baudenkmälern sei nicht immer die reine Freude, daran ließ der Behördenchef keinen Zweifel. „Am Ende zahlt der Eigentümer immer drauf.“
Dass der restaurierte Bahnhof Zoo absolut nicht seinen Vorstellungen entsprach, machte Haltaufderheide deutlich: „Zigarettenautomaten, Speisekarten in Schaukästen und Sonnenschirme im Biergarten des Speiselokale lassen kaum noch einen Blick auf den Bahnhof zu“, merkte er kritisch an.
Ungeteilte Freude herrschte bei allen allerdings, als es zum Märchenbrunnen ging, wo Reinald Schneider, Vorstandsmitglied des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck, als „Märchenbrunnen-Pate“ um erklärende Worte gebeten wurde. Schneider zeigte auf die Blumenpracht, die das herrliche Bauwerk mit den steinernen Figuren von Schneewittchen und den sieben Zwergen, Aschenputtel, Dornröschen und Rotkäppchen sowie den Wasser speienden Löwenköpfen umgibt, und berichtete, dass er sich nahezu täglich um das „Herzstück des Denkmalsbereichs“ kümmert. „Die Sichtachsen zum Märchenbrunnen entsprechen in verkleinertem Maße denen in Rom und Paris“, so Schneider, der – wie auch viele Mitglieder seines Vereins – einen Wunsch hat: „Wenn auch auf dem Rondell an der Hubertus-Allee und der Kaiser-Wilhelm-Allee noch ähnliche Brunnen errichtet würden, hätte man eine freie Sicht von Brunnen zu Brunnen.“