Wuppertal Die fröhlichste Weihnacht von Elberfeld

Die Messe am 24. Dezember 1949 war die erste, die in St. Laurentius nach dem Krieg wieder gefeiert werden konnte. Zwei Zeitzeugen erinnern sich.

Foto: Fischer, A. (f22)

Elberfeld. Die Abende des 24. Dezember sind immer etwas Besonderes. Nichts ist vergleichbar mit der stillen, feierlichen Stimmung, die sich über alles legt, wenn an Heiligabend die Dämmerung anbricht. Ein Weihnachtsfest muss für die Elberfelder aber ganz besonders feierlich gewesen sein: Am 24. Dezember 1949 wurde in St. Laurentius erstmals seit der Zerstörung des Bauwerks im Krieg wieder eine Messe gefeiert. Ein wahres Weihnachtsgeschenk.

Bild 2+3: Zwei historische Aufnahmen von St. Laurentius: Die heutige Basilika war schon damals stadtbildprägend.

Foto: Fischer, A. (f22)

Eines, an das sich nicht mehr viele erinnern können. Hans Spickhoff aber schon. Er war im Jahr 1949 bereits 17 Jahre alt. In St. Laurentius hatte er seine Kommunion und Firmung. „Ich habe diese Kirche gerne gemocht. Sie war zwar für meinen Geschmack etwas zu groß und der Altar immer so weit entfernt. Aber der klassizistische Baustil ist in Wuppertal einmalig“, findet Spickhoff. Vor der Zerstörung war der Innenraum der Kirche mit Mosaiken verziert, die nicht unbedingt dem Klassizismus entsprachen, erinnert sich Spickhoff. Ein weiterer Zeitzeuge, der St. Laurentius nach dem Krieg wieder mit aufgebaut hat, nennt diese Verzierungen schlicht „fürchterlich“, dennoch lag auch ihm die Kirche sehr am Herzen.

Bild 2+3: Zwei historische Aufnahmen von St. Laurentius: Die heutige Basilika war schon damals stadtbildprägend.

Foto: Andreas Fischer

Die Kirche scheint ein Stück Identität darzustellen. Hans Spickhoff lebte als Kind im Kolpinghaus direkt neben der Kirche, das nächste Haus der Familie war nur ein paar Hundert Meter von ihr entfernt. „Ich erinnere mich noch gut an den Klang der neun Glocken. Meinen Eltern gingen sie zwar manchmal auf die Nerven, besonders nachts, mir als Kind hat das aber nichts ausgemacht.“ Er vermutet, deshalb sei es auch zu dem Umzug aus dem Kolpinghaus gekommen.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 wurde Elberfeld durch Bomben der britischen Royal Air Force zu großen Teilen zerstört. „Auch die Kirche wurde getroffen. Zunächst dachte man, es seien nur ein paar Schäden im Mauerwerk. Doch man hatte eine Brandbombe im Dachstuhl nicht bemerkt“, erinnert sich Spickhoff. Die Kirche brannte aus. „Wir sind dann in der Zeit danach auf eine Notkirche an der Auer Schulstraße ausgewichen.“

Mit der Nutzung der Kirche verschwand auch der Treffpunkt auf dem Vorplatz, an dem die Gemeinde regelmäßig zusammenkam. „Bestimmt 30 oder 40 Personen waren das jedes Mal. Den Nazis war das immer ein Dorn im Auge. Das gab oft Konflikte“, erinnert sich Spickhoff. Auch deswegen, weil vor der Kirche keine Hakenkreuzflagge gehisst wurde.

Unser anderer Zeitzeuge erinnert sich daran, dass er während des Krieges mit seinen Freunden in der Kirche St. Laurentius heimlich Geschichtsunterricht bei einem Kaplan genommen hat. „Was die Nazis im Unterricht erzählt haben, hat uns nicht gepasst.“ Da der Kaplan aus Luxemburg kam, wurde er nicht an die Front beordert.

Über ein halbes Jahr soll es gedauert haben, so erinnert sich der Zeitzeuge, den Schutt aus der Kirche zu karren. 1945 wurde damit angefangen. „Ich war 16 und wir haben Gruppen von Jungs angeleitet, deren Väter noch in Gefangenschaft oder gefallen waren. Bis die Kirche wieder vollends restauriert war, dauerte es noch Jahrzehnte. Meine Frau und ich haben dort 1958 geheiratet. Da waren die Wände noch immer nicht verputzt und das bloße Mauerwerk zu sehen.“

Nach und nach wurde aus den zerbombten Mauern wieder eine Kirche. Und ein Treffpunkt für Elberfeld. „Als ich die Glocken, es waren damals nur zwei, an Heiligabend 1949 wieder gehört habe, war ich sehr bewegt“, erzählt Hans Spickhoff, der die Messe aber in der Notkirche feierte. Das Gewölbe war noch nicht fertiggestellt, trotzdem wurde die Weihnachtsmesse in St. Laurentius abgehalten.