Ein Gastspiel voller Überraschungen

In der voll besetzten Friedhofskiche gab ein Gastchor der Kurrende aus St. Petersburg ein begeistert beklatschtes Konzert.

Elberfeld. Die Friedhofskirche ist voll besetzt, und mit Spannung erwartet man die jungen Sänger aus St. Petersburg. Wieder einmal hat die Wuppertaler Kurrende einen Gastchor eingeladen und pflegt so, wie seit Jahren, die Grenzen überwindende Konzertreihe „Internationale Knabenchöre“.

Die 40 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Russland, mit langen weißen Kragen und knappen schwarzen Jacketts, sind hoch konzentriert und wirken sogar etwas angespannt. Kein Wunder nach einer langen Reise und den vielen neuen Eindrücken in Gastfamilien und in der Stadt, in der sie sogar eine schwebende Bahn erlebt haben. Aber als nach dem begrüßenden „Jauchzet dem Herrn“ von Mendelssohn-Bartholdy durch die Kurrende die Gastsänger den Altarraum betreten, fällt alle Spannung ab.

Unter ihrem Leiter Wadim Ptscholkin, der in deutscher Sprache die Titel ansagt, singt der Chor der Knabenchorschule, die 400 Schüler besuchen, ein Non-Stopp-Programm, das manche Überraschung bereit hält. Nicht nur die feine Dynamik, die weichen Schlüsse und die sichere Stimmenführung begeistern, auch die Freude der Sänger kommt bei den Zuhörern an.

Das markante „O Fortuna“ aus Carl Orffs „Carmina Burana“ etwa, oder der nur aus rhythmischen Silben bestehende „Parademarsch“, bei dem die Stimmen die Blasinstrumente nachahmen, bringt flotte Stimmung rüber. Dem deutschen, romantisch angehauchten Lied „Glocken der Heimat“ von Robert Pappert stellen die St. Petersburger das bekannte russische Volkslied „Abendglocken“ gegenüber, bei dem die Tenöre und Bässe der Melodie den Glockenschlag unterlegen.

Die schönen russischen Lieder mit ihrem melancholischen Touch verlangen einen endlosen Sänger-Atem — versiert gelöst, sogar von den Kleinsten. Das Scherzlied über die zwei Brüder, die beide ein untaugliches Boot kaufen, macht auch musikalisch das Abgluckern in spaßigen Abwärtsskalen hörbar. Der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“ darf nicht fehlen, und mit Händels machtvollem „Halleluja“ beschließt der Chor sein Konzert.

Zum Abschluss erklingen, gemeinsam mit der Kurrende, Bruckners „Locus iste“ und ein russisches geistliches Lied kraftvoll aus über hundert geschulten Kehlen: Stehend gespendeter Applaus und begeisterte Bravo-Rufe sind den Sängern sicher.