Gusti Arrenberg: Erinnerungen an den großen Triumph
Die kürzlich verstorbene Gusti Arrenberg war 1949 deutsche Meisterin im Feldhandball. Ihr Nachlass wurde aufgelöst.
Uellendahl. Vergangenen Samstag 9.45 Uhr, 13. Stock im Domagkweg 12: Nichte Meike Karsties und „Trödel-King“ Roland Beuge konnten es kaum fassen, dass sich rund 100 Besucher im Flur drängten und gern die Ersten sein wollten, die bei der Auflösung der Wohnung der am 5. Juli im Alter von 94 Jahren verstorbenen ehemaligen deutschen Handballmeisterin Gusti Arrenberg (Schwarz-Weiß Wuppertal) ein Schnäppchen machen.
Verschiedene Artikel hatten im Vorfeld die Trödel-Fans neugierig gemacht, und in bester Kauflaune bevölkerten sie die 55 Quadratmeter große Wohnung über den Dächern Wuppertals.
Gusti Arrenberg, im Berufsleben Einkäuferin im früheren Modehaus Mügggenburg, war nicht nur eine eisenharte Verteidigerin im Meister-Team von Schwarz-Weiß, das im Juni 1949 in der Felsen-Arena im Höfen im Finale den VfL München 8:4 besiegt hatte, sondern auch eine Frau, die ihre Räume mit viel Geschmack und Liebe zum Detail mit Möbeln aus dem Traditionshaus Pasche eingerichtet hatte.
Ein Glücksfall, dass der schnelle Verkauf des großen gläsernen Couchtisches den Interessenten ein wenig mehr Beinfreiheit bescherte und die Kauflust zusätzlich anstachelte. Gläser, Gemälde, Stühle, Sessel, Geschirr — alles fand schnell seine Liebhaber, und Meike Karsties Freundin Stefanie Weber musste die von ihr zeitweise verwaltete Geld-Kassette im Minuten-Rhythmus öffnen, um Hartgeld und Scheine zu verwahren.
„Ich habe die Gusti noch gekannt“, so Besucherin Ulrike Brändle, die im Gegensatz zu den meisten in der drangvollen Enge auch um die sportlichen Meriten der einstigen Sportlerin wusste, ohne sie selbst im schwarzweißen Dress erlebt zu haben.
Hautnahe Zeitzeugen wie die letzte noch lebende Spielerin Lotti Saure-Kreinberg, damals mit 19 Jahren das Nesthäkchen im Team, und die frühere Mannschaftsbetreuerin Ilse Haacke, waren — beide als 84 Jahre alte Damen — dem großen Ausverkauf fern geblieben. Aber sie erinnerten sich aus der Ferne an den großen Tag im Höfen, als 14.000 Fans den neun Wichlinghauser Mädels zujubelten. „Zwei von uns waren ebenso wie unser großartiger Trainer Heinz Klein aus Düsseldorf“, so Saure-Kreinberg, die zusammen mit Gusti das Verteidigerinnen-Paar gebildet hatte.
Gespielt wurde auf schwarzer Asche. „Da durfte man nicht zimperlich sein, und aufgeschürfte Knie, Oberschenkel oder Arme und Hände waren an der Tagesordnung“, erinnert sich Saure-Kreinberg, die mit ihren Schwestern Hildegard und Hanni das Herzstück des Meister-Teams gebildet hatte.
„Die Schwarz-Weiß-Mädels waren den Gegnerinnen vor allem läuferisch und konditionell überlegen“, weiß Charly Happe, heute Vorsitzender des hiesigen Tennis-Bezirks und damals Augenzeuge des Sieges.
1949, gut vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ging‘s spartanisch zu. Die Umkleidekabinen lagen auf der anderen Straßenseite im Hof der Grün-Weiß-Vereinskneipe Artur Kniep. Aber Duschen hatte man wenigstens schon, und vom Staub befreit ging es — zu Fuß selbstverständlich — im Triumphzug zum Wichlinghauser Markt, wo es dann die Siegesfeier für die mit Lorbeer bekränzten Heldinnen gab.
Fotografische Erinnerungen daran hatte Meike Karsties allerdings schon im Vorfeld dem Wuppertaler Sport-Chronisten Peter Keller überlassen. Die anderen Dinge waren gegen 13 Uhr bis auf eine Couch, einen Vitrinenschrank und der noch relativ kompletten Küche an den Mann bzw. die Frau gebracht.