Hochbetrieb am WZ-Mobil: 35.000 Hennen im Deilbachtal?
Die Stall-Anlage beschäftigt viele Wuppertaler.
Dönberg. Das Interesse ist groß. Einen Blick in die Hühnerstall-Anlagen von Agrarunternehmer Richard Hennenberg wollen viele werfen — beim WZ-Mobil gab es am Mittwochnachmittag die Gelegenheit. Die Ankündigung Hennenbergs, den Betrieb auf 24.000 Hühner aufstocken zu wollen, sehen viele kritisch. Kein Wunder, dass die Diskussion am Fettenberger Weg teilweise heftig und sehr kontrovers geführt wird.
„Ich habe hier keine Geheimnisse“, sagt Hennenberg gleich zu Beginn und lässt keinen Zweifel daran, dass er noch weitaus mehr Hühner am Fettenberger Weg einstallen will: Selbst ein Bestand von 35.000 Legehennen und mehr sei technisch, logistisch und auch rechtlich gesehen am Standort grundsätzlich möglich.
Wie berichtet, gab es vor kurzem bei der Stadt Wuppertal ein erstes Vorgespräch über eine Bestandserweiterung am Fettenberger Weg. Die fachliche Diskussion über das Vorhaben steht allerdings noch aus: Bei diesem Scoping-Termin ist unter anderem zu klären, in welcher Form eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgenommen werden muss, damit Hennenberg mehr Tiere einstallen darf. So muss sich der Agrarunternehmer vielen kritischen Fragen stellen: Sie drehen sich vor allem um die Geruchs- und Verkehrsbelastung in der Nachbarschaft. Es geht nach wie vor aber auch um den Landschafts- und den Gewässerschutz: Die Frage, wie viel Hühnerkot auf den Außenanlagen anfällt und bei Regen in Gewässer gespült wird, beantwortet Hennenberg mit einer Zahl: 98 Prozent des Kots fielen im Stall an und würden damit über das Transport- und Behandlungssystem der Anlage erfasst.
Die angestrebte Bestandserweiterung bedeute außerdem keine Zunahme beim Transportverkehr am Fettenberger Weg — ein massiver Streitfall in der Nachbarschaft. Auch setze man bei der Bio-Ei-Produktion keine Medikamente ein. Der Betrieb und die Dokumentation werde regelmäßig kontrolliert.
Im Anschluss an die Diskussion machen sich die etwa 30 Besucher ein eigenes Bild von der Anlage im Landschaftsschutzgebiet: In schneeweißen Schutzmonturen geht es durch die Halle, wo auch die Betriebsleitung Rede und Antwort steht.
„Ich habe gerne Eier gegessen, und Hühnerfrikassee war meine Leidenschaft, aber seitdem ich das Elend gesehen habe, ist mir der Appetit vergangen“, sagt Barbara Fahsel. „Gucken Sie sich doch mal die Nacktärsche an. Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ Auch Hedda Baumann isst keine Eier mehr: „Das ist das einzige Mittel, etwas zu ändern.“
Petra Rittmeyer ist mit ihrem Lebensgefährten Georg Meeth aus Langenberg zum Hof gekommen. „Wir waren gespannt, wie Bio-Hühner gehalten werden. Aber irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt“, sagt sie. „Manche Hühner sehen ja richtig klasse aus, aber das ist auch leider die Ausnahme“, sagt ihr Lebensgefährte.
Julia Grünberg findet, dass der Hof in keinem verheerenden Zustand ist: „Ich habe selbst mit Bio-Kühen gearbeitet. Das ist keine Bauernhofidylle, wie die Leute das erwarten“, sagt sie.
Franz Nage vom Dönberg ist einer anderen Meinung: „Natürlich ist das Massentierhaltung, was sonst?“ Seine Mutter hätte früher auch Hühner gehalten, und die Aufzucht wäre anders gewesen. „Aber das ist klar: Wenn die Leute eine Schachtel Eier in der Woche essen wollen und alles billig sein muss“, sagt er.
Doris Petzhold erwidert: „Warum muss es dann eine Massentierhaltung im Landschaftsschutzgebiet geben?“ Anwohnerin Nicole Anger hat Bedenken. „Natürlich machen wir uns Gedanken. Wir haben einen Brunnen. Was ist, wenn das Grundwasser belastet wird? Auch die Geruchs- und Fliegenbelästigung ist ziemlich hoch.“ Sie ist der Meinung, dass man alles versuchen muss, um die Aufstockung des Bestandes zu verhindern. „Der Stall steht ja.“ Sie verzichtet an diesem Tag darauf, sich die Hühner anzuschauen.
Auch Christa Lörcher beschwert sich über den Gestank: „Als ich den Weg hier reingegangen bin, hat es so gestunken. Die armen Anwohner.“ Zahlreich waren auch Vertreter des Bürgervereins Natur Landschaft Schutz Deilbachtal erschienen. Der Streit mit Richard Hennenberg schwelt seit Jahren.
„Er macht seine eigenen Gesetze. Und alle sind abhängig von ihm“, sagt Doris Ziebarth. Von einer Salami-Taktik spricht Kai Ziebarth, weil Hennenberg seine Höfe auf drei Städte verteilt habe. Außerdem sei beim Thema Aufstockung undurchsichtig, was der Begriff „Etagen“ heiße.