Massenjagd auf die Pokémon-Monster

Mehr als 200 Spieler haben sich an der Schwebebahnstation Kluse getroffen, um seltene Exemplare zu fangen.

Foto: Anna Schwartz

Kluse. Olessa Daniev (20) steht an der Schwebebahnstation Kluse, starrt auf ihr Handy und tippt wie wild mit dem Finger auf den Bildschirm. Um sie herum stehen über 200 Menschen, die genau das gleiche tun. Ein paar Passanten schauen sich verwirrt um — für den Andrang gibt es jedoch eine einfache Erklärung: An diesem Ort muss es seltene Pokémon geben.

Die Wuppertaler Stadtwerke haben das Trend-Spiel „Pokémon-Go“ für Werbezwecke genutzt und zu einer gemeinsamen Jagd auf Pikatchu, Dratini, Taubsi und Co. eingeladen. Sie haben an der Schwebebahnstation Kluse mehrere sogenannte Lockmodule gesetzt und so dafür gesorgt, dass sich dort besonders viele und seltene Pokémon blicken lassen.

Olessa ist dafür extra aus Düsseldorf angereist und begeistert von der Wuppertaler Infrastruktur, die Pokémon-Jägern sehr entgegenkommt. Vor der Veranstaltung an der Kluse steigt sie in die Schwebebahn und fährt ein paar Stationen. Und freut sich darüber, was sie auf ihrem Smartphone sieht: „Entlang der Wupper sind wahnsinnig viele Poké-stops!“ An denen kann sie Bälle einsammeln, mit denen sie später die Pokémon einfängt.

Nach nur sechs Stationen Fahrt hat sie 15 Pokéstops abgeklappert und ist gut gerüstet für die Jagd. Dank der Lockmodule an der Kluse ist der Abend für Olessa richtig erfolgreich. „Ich bin aus der Bahn ausgestiegen und hatte direkt drei Pokémon!“ Und alle paar Minuten tauchen neue auf. Auch einige, die sie unbedingt in ihrer Sammlung haben wollte. „Man braucht schon Übung, um Pokémon zu fangen“, berichtet sie. Manchmal müsse sie mehrere Bälle werfen oder eine andere Art auswählen, weil das Pokémon einfach nicht darin bleiben möchte.

Doch Olessa hat inzwischen Übung. Sie hat das Level 25 erreicht. Besonders jetzt in den Semesterferien spiele sie sehr viel. Anfang des Jahres hatte sie im Internet Fotos der Beta-Version entdeckt und war begeistert, obwohl sie vorher eigentlich gar nichts mit Pokémon zu tun hatte.

Mittlerweile kann sie die verschiedenen Arten alleine an den Umrissen erkennen. Schon ein paar Tage vor dem offiziellen Start in Deutschland hat sie sich die App heruntergeladen und angefangen, Pokémon zu fangen. „Man bewegt sich viel und trifft andere Leute“, sagt sie. Zumindest das eine trifft auch bei der Veranstaltung an der Kluse zu. Die Spieler kommen schnell ins Gespräch — schließlich haben sie ein gemeinsames Hobby.

Einer hat ein Plüsch-Pikatchu im Arm, andere haben sich Campingstühle mitgebracht und nehmen in den zwei Stunden, in denen die Lockmodule aktiv sind, alles mit, was sie fangen können. Aber viel bewegen müssen sie sich dabei nicht, sie bekommen vor Ort alles, was sie für das Spiel brauchen. Außer neue Energie für das Smartphone.

„Der Akku leidet schon leer“, sagt Olessa. Aber sie ist gut vorbereitet und holt eine Powerbank aus ihrer Tasche, mit der sie ihn wieder aufladen kann, ohne das Spiel zu unterbrechen. „Ohne gehe ich nicht aus dem Haus.“ Aus fast jeder Schwebebahn, die an der Kluse hält, steigen Pokémon-Jäger aus. Olessa kennt aus Düsseldorf aber noch größere Ansammlungen: „Von der Kö bin ich Schlimmeres gewöhnt.“

Am Ende des Abends ist ihr größter Fang ein Garados mit der Stärke von 657 Wettkampfpunkten. Wie andere Spieler postet sie ihn stolz im sozialen Netzwerk. Auch wenn andere Spieler noch stärkere und seltenere Pokémon gefangen haben, sagt Olessa: „Allein für das Garados hat es sich schon gelohnt, hierhin zu kommen.“