Sonnborns Eingangstor Projekt der Johanniter liegt auf Eis
Der Orden wollte auf Brachgelände unter anderem eine Tagespflege anbieten — dafür sieht die Stadt aber keinen Bedarf.
Sonnborn. Entwürfe, wie das „neue Eingangstor“ Sonnborns einmal aussehen könnte, hat Herwarth von Baum schon vor sich auf dem Tisch liegen. Er betreut ehrenamtlich ein Projekt, mit dem der Johanniterorden die seit Jahrzehnten vor sich hin gammelnde Fläche an neben der Sonnborner Hauptkirche beleben wollte. Doch die Pläne zum „Senioren-Service-Wohnen“, wie es der Orden betitelt hat, liegen erst einmal auf Eis. Die Stadt habe den Johannitern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht — sagen die Johanniter.
Der Grund: Die Planungen des Ordens sahen vor, dass an der Ecke Sonnborner Straße/Kirchhofstraße neben mehreren Gebäuden mit barrierefreien Wohnungen ein Gebäuderiegel entstehen sollte, der unter anderem auch Platz für eine Tagespflegeeinrichtung bieten soll. Doch das lehnt die Stadt ab.
Der derzeitige Bedarfsplan sehe derzeit keinen weiteren Bedarf für eine Tagespflege vor, heißt es in einem Schreiben von Sozialdezernent Stefan Kühn an die Johanniter. Im Gegenteil: Es gebe sogar ein Überangebot.
Dass die Stadt eine Tagespflege genehmigen müsse, hätte die Johanniter überrascht, sagt von Baum. Das werde in anderen Städten anders gehandhabt.
Das bestätigt Stefan Kühn. Die Landesgesetzgebung sehe vor, dass Kommunen eine Bedarfsplanung für Plätze in Altenheimen sowie in der Kurzzeit- und Tagespflege aufstellen können. Es sei kein Zwang, Wuppertal tue dies aber, auch, um einen Preiskampf unter den Anbietern zu verhindern. „Wir wollen das steuern.“ Und der Bedarfsplan sei eindeutig: Es gibt mehr Plätze als Nachfrage. „Auch in Sonnborn“, weiß Kühn.
Auch wenn es nur einen Teilbereich des Projektes, das alleine gut 60 Wohnungen umfasst, beträfe, könnte das „Nein“ der Stadt zum Aus für die Gesamtplanung der Johanniter führen. Denn zwar sei man schon mit einem potenziellen Investor im Gespräch, der das Sieben-Millionen-Euro-Vorhaben finanzieren könnte, so von Baum. Der baue die Service-Wohnungen aber nur, wenn auch die Tagespflege komme.
Zwar könne die Stadt den Bau einer Tagespflegeeinrichtung nicht verhindern, räumt Kühn ein. Sie kann aber die Bezuschussung über das sogenannte Pflegewohngeld versagen. Der Betreiber trage dann allein das unternehmerische Risiko, so Kühn. Er müsse dann Tagespflegegäste finden, die höhere Preise zahlen — oder selbst Kosten übernehmen.
Darüber müsse man jetzt nachdenken, so von Baum, der aber skeptisch wirkt. Denn die zum Projekt gehörenden Wohnungen sind zum Großteil als Sozialwohnungen geplant, unterliegen also einer sozial verträglichen Mietpreisbindung. Die Bewohner, so die Idee der Johanniter, würden so lange wie möglich in ihren Wohnungen leben, könnten bei Bedarf aber auf die Tagespflege zurückgreifen. Ob das noch eine Option ist, wenn die Bezuschussung der Stadt wegfällt, scheint fraglich.
„Aus unserer Sicht gibt es jedoch Bedarf für die Tagespflege“, betont von Baum noch einmal. Eine neue Bedarfsplanung sei in Arbeit, erklärt Stefan Kühn, und in Kürze auch Thema in der Politik. Er habe Verständnis für die Enttäuschung der Johanniter ob der Haltung der Stadt, erklärt Kühn. „Aber wir können keine Ausnahme machen. Sonst müssten wir das anderswo auch tun.“