Ritter Arnold: Sein Ross ist schon fast fertig
Drei Figuren für die Fassade des Verwaltungshauses Elberfeld werden zur Zeit in einer Düsseldorfer Gießerei gegossen.
Elberfeld. Strahlend weiß leuchtet das Pferd im Scheinwerferlicht: Ein Vorderhuf ist wild erhoben, von den Hufnägeln über die einzelnen Adern ist jedes Detail deutlich zu erkennen. Als könnte es jeden Moment davon galoppieren - das Modell aus Gips und Styropor sieht lebensecht aus.
Der stolze Besitzer heißt Ritter Arnold und gilt als Stadtgründer Elberfelds. Seit 1901 zierte er mit seinem Ross und seinem Knappen die Fassade des ehemaligen Elberfelder Rathauses (heute Verwaltungsgebäude) am Neumarkt - bis die Skulpturen im Zweiten Weltkrieg zersplittert wurden. Auch zwei weibliche Figuren, die ursprünglich den Haupteingang einrahmten, nämlich die Wahrheit und die Gerechtigkeit, wurden zerstört.
"Wer das weiß, der merkt jedes Mal, wenn er am Verwaltungsgebäude vorbeigeht, dass da was fehlt", sagt der Wuppertaler Hans-Joachim Camphausen. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, alle drei Figuren wieder herzustellen. Das dazu benötigte Geld brachte der 81-jährige mit viel Engagement zusammen: Privatleute, Firmen und auch die Jackstädt-Stiftung spendeten insgesamt 270.000 Euro.
Rolf Kayser, Besitzer der Düsseldorfer Gießerei Kayser, in der auch Tony Cragg arbeitet, ist von der Idee begeistert - deswegen bot er an, die beiden Frauenfiguren zu einem besonders günstigen Preis fertigen zu lassen. Auch das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal unterstützt Camphausen. "Wir hoffen, dass die Figuren zum 400. Stadtgeburtstag Elberfelds im Sommer 2010 stehen", sagt Hans-Uwe Flunkert, Betriebsleiter des Gebäudemanagements.
Zurück zu dem weißen Pferd: Das Gipsmodell ist nur eine Station auf einem weiten Weg. Im Stadtmuseum in Gera fand Camphausen nach einem Dreivierteljahr Suche ausreichend scharfe Fotografien der Original-Figuren des Künstlers Heinrich Günther-Gera. Ein weiteres halbes Jahr benötigte die Gießerei für logistische Planungen und ein erstes kleines Wachsmodell des Ritters.
Dann trat Schwan Kamal auf den Plan: Drei Monate lang fertigte der Gießerei-Mitarbeiter in mühevoller Kleinarbeit das detailgetreue Gips-Pferd an - nur mit einem Foto als Vorlage. "Ich habe Anatomiebücher über Pferde studiert, um jede Einzelheit richtig abbilden zu können", erzählt der gebürtige Iraker.
Lange währt die Pracht nicht: In Kürze wird das Pferd in sechs oder sieben Einzelstücke zersägt, um dann abschnittsweise in Bronze gegossen zu werden. Aus speziellem Sand und Silikon werden mit Hilfe des Gips-Modells die Gießformen erstellt. Auf dem selben Weg folgen dann die weiteren Figuren.
Ritter Arnold symbolisiert zusammen mit seinem Knappen die Treue, die den Stadtrat mit den Bürgern verbindet - denn auch der Knappe hielt seinem Ritter einer alten Legende nach die Treue, indem er ihn über den Rhein führte und so das Leben rettete. Deswegen steht das Pferd auch in tosenden (Gips-)Wellen.