Arrenberg - wo einst die Arbeiter lebten
16 Teilnehmer erkundeten mit Stadtführer Reiner Rhefus historische Flecken am Arrenberg. Auch den ehemaligen „Dichterkeller“.
Arrenberg. Treffpunkt Westende. 16 Wuppertaler wollen von hier aus das Arbeiterviertel entdecken - gemeinsam mit Stadtführer Reiner Rhefus. "Man muss auch die schönen Plätze in der Stadt kennen, anstatt immer nur über die dreckigen zu schimpfen", sagt Teilnehmer Udo Holthaus. Und tatsächlich weiß Rhefus viel über Wuppertals schöne Flecken.
Angefangen bei der Schwebebahn-Station: "Hier hielt früher die Pferdestraßenbahn, die ab 1872 die Arbeiter ins Fabrikviertel brachte." Rhefus führt die Teilnehmer entlang der ehemaligen "Prachtstraße" zum Bierkeller der Küpper-Brauerei. Im imposanten Gewölbe wurde um 1870 Bier aus Bayern kühl gelagert. Um 1900 mussten Bierflachen dem Wein weichen. Das Gebäude wurde zum "Dichterkeller", in dem die Wuppertaler gesellige Abende verbringen konnten. Die werden dort auch heute noch zelebriert, schließlich befindet sich heute der U-Club in den alten Gemäuern. Die Sänger der Bands, die dort auftreten, dürfen laut sein - die Wände sind hier fast überall vier Meter dick.
Ein Zeugnis ganz anderer Stadtgeschichte findet sich auf der Außenmauer des Gebäudes. Dort steht schwach zu lesen: "Wählt Kommunisten, Liste 3" - ein Aufruf aus den 30er Jahren, als der Stadtteil noch "rote Hochburg" war, wie Rhefus berichtet.
Das nächste Stück Zeitgeschichte befindet sich direkt gegenüber: Die Vogelsauer Treppe war einst eine wichtige Verbindung zwischen dem Arbeiterviertel Vogelsaue und dem Fabrikenviertel sowie zur Verkehrsanbindung auf der Talsohle.
Die Tour geht weiter, vorbei an alten Fabriken, großzügigen Innenhöfen, Arbeiterwohnhäusern und prunkvollen Schlösschen wie das im Garten der Villa von Friedrich Bayer. Der ging übrigens nur mit Holzschuhen zur Arbeit - die ätzenden Farbreste vor der Fabrik hätten Lederschuhe im Nu zersetzt.
Für die aufwendig verzierten Eingangstür der Villa Esser kann sich auch Udo Holthaus begeistern: "Wie schön diese Handarbeit ist. Nicht so ein Kunststoffdriss, wie heute überall!" Nicht nur Holthaus ist angetan. Sylvia Wiethaup hat die Ahnenforschung zu ihrem Hobby gemacht: "Ich finde es wahnsinnig interessant, mehr über das Leben in früherer Zeit zu erfahren." Und Gabriele Marin erklärt: "Ich und mein Mann mögen es einfach, unseren Horizont zu erweitern. "