Senioren als Schulmediatoren

An der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg helfen Senioren den Schülern, Lösungen für ihre Probleme zu finden

Foto: Andreas Fischer

Katernberg. Ob Streit mit Klassenkameraden, Ausgrenzung oder Beziehungsprobleme: Schüler, die die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg besuchen, haben die Möglichkeit das Problem mit Hilfe von Schulmediatoren selbst zu lösen. Zweimal in der Woche stehen Klaus Hansohm und Angelika Pütz vom Verein „Seniorpartner in School NRW“ (SiS) ehrenamtlich zur Verfügung, um mit den Schülern zu sprechen.

Der Sinn der Gespräche sei es, dass die Schüler selbst eine Lösung des Problems finden: „Wir geben nie Lösungen vor, sondern fragen die Schüler nach ihren Gefühlen und Bedürfnissen und unterstützen sie dabei, selbst eine für ihr Problem zu finden“, erklärt Hansohm. So würden die Kinder selber Alternativen entwickeln, wie sie mit ihrem Problem umgehen können, anstatt zum Beispiel den Gegenüber zu beleidigen oder handgreiflich zu werden.

Dabei sind zwei Grundsätze sehr wichtig für die Schulmediatoren: Freiwilligkeit und Vertraulichkeit. Wer nicht mit ihnen reden wolle, der müsse dies auch nicht tun und alle Dinge, die in den etwa halbstündigen Gesprächen besprochen werden, werden nicht weitergegeben. Dies würde auch für mehr Vertrauen bei den Schülern sorgen. „Die Gespräche haben keinen schulischen Einfluss, da wir nicht von der Schule sind. Wir Verurteilen die Schüler nicht, sondern nehmen sie auf, wie sie sind“, stellt Hansohm fest. Dies könnte zum Beispiel bei Lehrern anders sein.

Der 72-Jährige wollte nach seiner Zeit als Berufstätiger seine Zeit sinnvoll füllen und habe nach einem Ehrenamt gesucht. „Durch Zufall bin ich auf das Angebot der SiS gestoßen und habe mir gedacht: Das ist dein Ding.“ Auch Angelika Pütz wollte sich engagieren: „Ich hatte beruflich mit Kommunikation zu tun und war an der Uni Seniorstudentin in Soziologie, also habe ich in der Aufgabe eine gute Möglichkeit gefunden, das weiterzuführen.“

Für ihre Tätigkeit als Schulmediatoren mussten beide eine 80-stündige Ausbildung hinter sich bringen. Diese hätte auch einen positiven Einfluss auf ihr Privatleben gehabt: „Ich wünschte ich hätte die Ausbildung schon vor zehn oder 20 Jahren gemacht“, scherzt Hansohm. Die Inhalte könne man auch für sich selbst im eigenen sozialen Umfeld anwenden.

Hauptsächlich würden Schüler der Jahrgangsstufen fünf und sechs zu ihrem Klientel gehören. In diesen Stufen könne es bei der Neuorientierung der Schüler zu Eifersucht kommen, wenn sie sich im neuen Umkreis, neue Freundschaften suchen. Außerdem gäbe es auch kulturelle Probleme, wenn zum Beispiel einige Schüler Fremdsprachen benutzen und wiederum andere sich dadurch ausgegrenzt fühlen. Vor allem bei Jungen könne es zu Machtkämpfen kommen, wenn sie herausfinden wollen, wer das Sagen in der Klasse hat. „Es gibt zwar auch schwierigere Fälle, die nicht in einer Sitzung gelöst werden können, aber normalerweise ist unsere Arbeit die Arbeit mit den täglichen Problemen“, bemerkt Hansohm.

Auch Schulleiter Lutz Wendel schätzt das Engagement der Schulmediatoren: „Sie waren ein Geschenk des Himmels“, scherzt er. Vor allem an Gesamtschulen, wo viele unterschiedliche Menschen auf engem Raum zusammenkommen, bräuchte man für die sich daraus ergebenden Probleme Lösungsstrukturen. „Die Schulmediatoren sind ein Teil in einem großen Mosaik“, erklärt Wendel. Auch Beratungslehrer, die Schülerstreitschlichtung und Klassenlehrer würden dazugehören.