Tapfere Bezirksvertreter: „Ich hätte gern Fußball geguckt“
Wie die Lokalpolitiker vom Uellendahl trotz des deutschen WM-Spiels ihr Programm durchzogen.
Uellendahl. Die Straßen sind leergefegt, die Menschen sitzen vor dem Fernseher. Deutschland spielt gegen die USA. Überall hängen Deutschland-Fahnen. Nur die Hauptschule Uellendahl ist fußballfreie Zone. Denn die Bezirksvertretung Uellendahl-Katernberg trifft sich dort just während des Vorrunden-Spiels zur konstituierenden Sitzung. Ohne Eile stehen die Teilnehmer im Gespräch zusammen.
„Der Termin wurde festgelegt, bevor der WM-Spielplan feststand“, erklärt Hans-Joachim Lüppken (CDU), bis zur Sitzung noch Bezirksbürgermeister. „Ich würde auch lieber zu Hause sitzen und Fußball gucken.“
So wie ihm geht es den meisten der anwesenden Herren. „Schade ist das schon — aber die Bezirksvertretung geht vor“, sagt Lars Schäfers (CDU). „Ich bin schon ein bisschen traurig“, gibt Burkhard Buse (CDU) zu. Den Damen hingegen ist Fußball weitgehend gleichgültig. „Ich bin kein Fußball-Fan — obwohl ich es toll finde, wenn die Leute so multi-kulti feiern“, sagt etwa Cornelia Krieger (Grüne). „Mir ist das egal“, pflichtet ihr Petra Mahmoudi (Linke) bei. Nur die neue Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert (SPD) erklärt: „Ich hätte schon gerne geguckt.“ Keine Schande, wenn sogar der ehrwürdige Bundestag wegen des WM-Spiels seine Sitzung früher als sonst abbricht.
Gespalten ist auch das kleine Publikum. Die einen sind auch in den Pausen und vor Beginn ins Gespräch vertieft, die anderen blicken in jeder freien Minute aufs Handy, um den aktuellen Spielstand zu erfahren. „Gucken muss man ja doch“, sagt Marcel Simon, bis vor kurzem für die Grünen in der BV, der einen Liveticker verfolgt.
„Fußballfans sind wir ja doch“, verkündet auch CDU-Ratsmitglied Hans-Jörg Herhausen und schielt auf sein Smartphone. Ulrich Ippendorf verlässt am Ende gar die Sitzung eilig. Noch steht es 0:0. Die anderen hingegen bleiben ohne Hast. Ihnen reicht es, das Tor später in der Wiederholung zu sehen.