Elberfeld Vision: Utopiastadt-Campus an der Nordbahntrasse
Die Firmengruppe Küpper zieht sich vom Kauf des Geländes gegenüber dem Bahnhof Mirke zurück — will aber die Pläne von Stadt und Utopisten unterstützen.
Mirke. Knapp 60 000 Quadratmeter umfasst das Gelände gegenüber dem Mirker Bahnhof. Eigentümer des Grundstücks ist die ehemalige Bahntochter Aurelis, die Teilflächen verpachtet hat. Das Vorkaufsrecht liegt bei der Firmengruppe Küpper. Wie das Wuppertaler Unternehmen am Dienstag mitteilte, wird es sich aber „nach einem intensiven Workshop mit den Utopiastadt-Initiatoren, der Wuppertaler Stadtentwicklung sowie der Wirtschaftsförderung als Investor vorerst aus der Entwicklung der Fläche zurückzuziehen“.
„In den Gesprächen ist deutlich geworden, dass Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung ein hohes Interesse daran haben, Utopiastadt bei einer kleinteiligen Entwicklung des Geländes im Sinne eines ,Utopiastadt-Campus’ zu unterstützen“, begründet Geschäftsführer Thilo Küpper die Entscheidung. „Das finden wir großartig. Daher legen wir unsere eigenen Pläne zunächst ad acta und möchten diesen Prozess gern als Berater begleiten.“
Die Planungen Küppers sahen ein Bürogebäude sowie sozialen Wohnungsbau kombiniert mit Event- und Gastronomieflächen und einem Colosseum für Kunstveranstaltungen vor. Ein Drittel der Fläche wäre dann Utopiastadt zur Verfügung gestellt worden.
Die Firmengruppe sieht jetzt allerdings die Stadt unter Zugzwang. Das Vorkaufsrecht gelte bis 30. Juni. Stehe bis dahin kein finanzierbares Nutzungskonzept, werde es für die Stadt schwerer, auf die Verkaufsentscheidung Einfluss zu nehmen — und aus der Mirke könne durch einen externen Investor zum Beispiel ein zweites Bergisches Plateau werden. „Das wäre nicht im Sinne einer positiven Standortentwicklung“, so Boris Küpper.
Diese Gefahr sehen sowohl Rolf Volmerig, Chef der Städtischen Wirtschaftsförderung, als auch Planungsdezernent Frank Meyer aber weniger. „Ich finde die Entwicklung eher spannend, als bedrohlich“, sagt Volmerig. Nach seinem Informationsstand gebe es derzeit keinen Investor, der sich neben den Küpper-Brüdern für das gesamte Gebiet interessiert habe. Bevor die Firmengruppe in die Planungen eingestiegen sei, habe die Stadt eher nur die unbebauten Flächen im Blick gehabt. Es sei realistisch, so Volmerig, dass man sich auch jetzt wieder auf diese Flächen beschränke, zumal die Hallenpächter zum Teil noch langwierige Mietverträge haben.
Ähnlich schätzt auch Frank Meyer die Situation ein. Die Stadt habe sich zudem abgesichert. Mit Aurelis gebe es Vereinbarungen, „was an dieser Stelle vorstellbar ist und was nicht“, betont der Planungsdezernent. „In diese Gespräche damals war auch Utopiastadt eingebunden.“ Er gehe davon aus, dass wenn die Firmengruppe Küpper jetzt aussteige, die alten Vereinbarungen wieder wirksam werden.
Meyer räumt allerdings ein, dass ihn die Art der Kommunikation überrascht habe. „Ich habe von dem Rückzug der Küppers erst aus der Pressemitteilung erfahren.“ Nichtsdestotrotz betont er, dass man nicht im Streit auseinandergegangen sei. „Die Firmengruppe bleibt ja auch als Berater beteiligt.“ Wie es in der Pressemitteilung heißt, hält Boris Küpper einen Utopiastadt-Campus für eine „absolute Bereicherung für Wuppertal, für die wir als Investor gern einen Schritt zurücktreten“.
Was stellen sich die Utopisten denn aber überhaupt unter diesem Campus vor? Christian Hampe, Geschäftsführer der Utopiastadt gGmbH, vermeidet das Wort „kleinteilig“. Er wünscht sich vielmehr eine Verbindung von Kultur, Kunst, Sozialem, Wirtschaft und Wissenschaft. „Der Campus soll zeigen, wie Stadt und Gesellschaft sich entwickeln können.“
Dass möglicherweise dann andere Nutzer ebenfalls auf der Fläche aktiv werden, sei auf keinen Fall ein Nachteil. Die Planung sei ein offener Prozess. „Wir wollen möglichst alle Fragen klären, bevor überhaupt gebaut wird“, sagt Hampe und verweist auf das Beispiel Döppersberg: „Vieles, was jetzt diskutiert wird, hätte man vorher behandeln können.“