Wer kennt noch die erste Villa Seyd?
Der Vorgänger des noch heute existierenden Prachtbaus wurde vermutlich in den 1960er-Jahren abgerissen. Bürgerverein sucht Infos.
Uellendahl. Die Familie Seyd muss einmal ordentlich Geld gehabt haben. Das dürfte jeder bestätigen, der einmal die riesige Villa Seyd am Adalbert-Stifter-Weg gesehen hat. Dass es aber vor dem Prachtbau bereits eine Villa Seyd I gab, wissen wahrscheinlich nicht mehr viele Wuppertaler. Die Zeugnisse des Baus, der zwar deutlich kleiner als die Villa Seyd II, aber durchaus prächtig war, wie ein Foto belegt, sind allerdings dürftig. Licht ins Dunkel will jetzt der Bürgerverein Uellendahl für sein Geschichtsprojekt bringen.
„Ob es Erinnerungen sind oder alte Fotos, wir können alles gebrauchen“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Karl-Eberhard Wilhelm. aDenn die Ausbeute des Arbeitskreises ist bislang eher dürftig. Nicht einmal das Baujahr lässt sich zweifelsfrei klären. Was auch an der schwierigen Verortung liegt, wie Wilhelm erklärt. Denn die Nummerierung der Kohlstraße, wo die Villa Seyd I vermutlich bis in die 1960er-Jahre gestanden hat, wurde einmal getauscht. „Ursprünglich lief die Nummerierung vom Westfalenweg aufsteigend bis zur Uellendahler Straße — heute aber umgekehrt.“ Was dazu führt, dass die Villa in alten Dokumenten mal mit Hausnummer 38 auftaucht und später mit der Nummer 51.
Als Baujahr vermutet Thorsten Dette vom Stadtarchiv das Jahr 1883, vielleicht sogar früher. Laut einem alten Adressbuch, dass im Stadtarchiv vorliegt, wohnte damals nämlich Hermann Seyd bereits unter der Adresse Kohlstraße 38. Irgendwann, so eine Theorie, wurde den Seyds der Bau aber zu klein und reichte nicht mehr, um die Familie richtig zu repräsentieren. Daraufhin gab Hermann Seyd den Auftrag, eine neue, größere Villa zu errichten. Der bekannte Architekt Heinrich Plange, der für den ersten Bau und später verantwortlich für die Villa Boltenberg zeichnete, schritt zur Tat. 1899 war er fertig. Das Ergebnis lässt sich heute noch als Villa Seyd II bestaunen.
Und der Vorgänger? Nach Informationen von Wilhelm bewohnte, nachdem Seyd in die „größere Schwester“ seiner Villa gezogen war, der Versicherungsdirektor Carl Wilhelm Schrievers mit seiner Familie die alte Villa. Eine Verwandte, die als Kind während des Zweiten Weltkriegs dort lebte, erinnert sich im Gespräch mit der WZ noch an das „riesige, schöne Treppenhaus“.
Wann die Schrievers dort auszogen, lässt sich aber nicht mehr klären — und derzeit auch nicht, wann der schöne Bau abgerissen wurde. „Wir vermuten in den 1960er Jahren“, sagt Wilhelm. Auf dem Grundstück Kohlstraße 51 befindet sich seit Jahrzehnten ein eher schmuckloser Bau, in dem unter anderem Versicherungen untergebracht waren, in den 1970er und 80er Jahren aber auch das Amt für Stadtplanung und Raumordnung. Wilhelm hofft, dass eine Anfrage bei der Stadt und die Einsicht in alte Akten vielleicht neue Erkenntnisse bringt — und natürlich auf Hilfe der WZ-Leser.