WZ-Radfahr-Test: B7 besser als Aue
Radfahrer sollen künftig über die Aue geleitet werden. Fahrrad-Aktivist Ulrich Schmidt hat dagegen geklagt. Die WZ gibt ihm Recht.
Elberfeld. Hier die breite B7, daneben die schmale, von Schlaglöchern übersäte Aue, auf der Tempo 50 gilt. Die Stadt Wuppertal findet, Radfahrer seien auf der Aue besser aufgehoben als auf der B7. Deshalb stehen nun „Radfahrer verboten“-Schilder an der Zufahrt zur B7. Doch ist das Fahrradfahren auf der vielgenutzten B7 wirklich gefährlicher als auf der Aue? Gemeinsam mit Ulrich Schmidt teste ich beide Strecken.
Ulrich Schmidt von der Interessengemeinschaft Fahrradstadt hat vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf Klage gegen die derzeitige Regelung eingereicht. „Es geht mir darum, dass ich mich entscheiden kann, wo ich fahre“, erklärt er. „Dabei ist es mir egal, ob ich auf der Busspur oder auf der Straße fahre.“ Eine kleine Ironie dabei: „Die NRW-Radroute geht immer noch offiziell über die B7“, berichtet Schmidt.
Wir beginnen am Kasinokreisel. Zwischen Kasinostraße und Sophienstraße sollen wir auf der Aue fahren und dann in die B7 einbiegen. Schon die Kreuzung ist irritierend. Bisher verlief dort der — deutlich in Rot gepflasterte — Radweg auf dem Bürgersteig. Beim ersten Mal nehme ich selbstverständlich den Weg mit dem vertrauten Muster. „Der wurde jetzt zum Fußweg erklärt“, macht mich Ulrich Schmidt aufmerksam. Tatsächlich, jetzt prangt über dem roten Weg ein Fußweg-Zeichen. Das erklärt auch, warum die Fußgänger selbstverständlich die ganze Breite des Wegs nutzen.
Dann biegen wir in die Aue ein. An der Laurentiusstraße müssen wir anhalten oder zumindest langsamer werden, hier gilt rechts vor links, ebenso an der Auer Schulstraße. Ein dicker schwarzer Mercedes will vom Parkstreifen am Straßenrand losfahren und übersieht mich dabei. Im letzten Moment hält er an, ich ebenfalls, und da stehen wir nun, und beiden ist unklar, wer als erster fahren soll.
An der Obergrünewalder Straße prangt ein Stoppschild. Ich halte kurz an, schaue, ob rechts frei ist, und fahre weiter. Sehr gefährlich, rügt Schmidt — hier können die Autos auch von links von der B7 einbiegen. Während wir weiter reden, entsteht eine unübersichtliche Situation an der Kreuzung. Autos kommen von der B7 und aus beiden Richtungen der Aue und müssen sich irgendwie einigen, wer in den schmalen Straßen zuerst fährt. Da übersehen sie schnell mal einen Fahrradfahrer, gerade im Dunkeln während der Rushhour.
Ab der Sophienstraße dürfen die Radfahrer wieder auf die B7. Dort herrscht dichter Verkehr. „Wenn ich hier nach links Richtung Tannenbergstraße möchte, wird das schwierig“, sagt Schmidt. Denn dann muss der Radler erst die Busspur und dann zwei Fahrspuren überqueren, um zur Linksabbiegerspur zu gelangen. Wer die Aue bis zum Ende fährt und direkt vor der Kreuzung auf die B7 wechselt, hat es auch nicht leichter. Er kann sich nur quer zwischen den an der Ampel wartenden Autos durchlavieren, muss dabei auf die fahrenden Rechtsabbieger achten und einen geeigneten Standplatz bei den Linksabbiegern finden. In der Gegenrichtung hingegen darf die B7 ganz normal auch von Radfahrern benutzt werden.
Jetzt testen wir die B7 als Alternative. Wir beginnen an der Ohligsmühle und fahren einfach geradeaus auf der Busspur. Weit und breit ist kein Bus zu sehen. Wirkt nicht, als würden wir dort jemanden behindern. Dabei sind wir zur Hauptverkehrszeit um 17.30 Uhr unterwegs.
„Durch die Haltestellen und die Ampeln ist der Bus nicht viel schneller als ein Fahrradfahrer“, sagt Schmidt. Ohne Anhalten und ohne Zweifelsfälle mit irgendwelchen Autos gelangen wir in Windeseile zum Robert-Daum-Platz. Beim Linksabbiegen haben wir reichlich Zeit, um eine gute Lücke neben uns zu finden und Stück für Stück die Spur zu wechseln. Mein Fazit: Hier fährt es sich deutlich entspannter und viel schneller als auf der Aue.