Zoo: Eisbären sind verrückt nach Honigkuchen
Beim Raubtiertag im Zoo erfuhren die Besucher, was wilde Fleischfresser noch so mögen.
Zoo. „Bitte bleiben Sie auf der roten Linie. Die Eisbären können mit der Pfote durch die Gitterstäbe langen“, mahnt Tierpflegerin Anja Hiller, bevor sie die Tore zum Eisbärgehege öffnet. Am Raubtiertag kommen die Besucher des Wuppertaler Zoos den Tieren so nah wie nie. Rund ein Dutzend Gäste betritt den Bereich, der sonst nur den Pflegern vorbehalten ist.
Im Inneren des Eisbärhauses ist es angenehm kühl. Ein schmaler Gang führt an mehreren Gitterboxen vorbei. „Wir haben sechs Ställe à neun Quadratmeter“, erklärt die Pflegerin. Alle sind durch Schieber untereinander und mit der Außenanlage verbunden. Die beiden Bären Anori und Luka teilen sich insgesamt 500 Quadratmeter. „Wir sperren unsere Tiere nicht ein. Sie dürfen sich in der gesamten Anlage 24 Stunden täglich frei bewegen.“
Die beiden Hauptdarsteller lassen sich nicht lange bitten und nehmen die Besucherschar in Augenschein, die angesichts der imposanten Größe der Tiere lieber in respektvollem Abstand stehen bleibt. Anja Hiller wagt sich näher an die Raubtiere, füttert sie sogar. Auf Kommando stellen sich Anori und Luka auf, zeigen ihre Zähne. „Wir trainieren die Tiere“, erfahren die Besucher der Führung. „So können wir kleinere Untersuchungen auch ohne Narkose durchführen.“
Tierpfleger Christian Kerber hat weitere überraschende Details: „Eisbären sind verrückt nach Honigkuchen und Rosinenbrot.“ Sogar Maggi, Ketchup und Gewürze sind hochinteressant. Mit verschiedenen Duftstoffen, die regelmäßig in den Gehegen ausgelegt werden, schulen die Tiere ihren Geruchssinn. Auch Spielzeug hält Großkatzen, Bären und Co. mental fit. Bälle, Jutesäcke, Seile oder Reifen werden intensiv unter die Lupe genommen.
Genau das macht den Beruf des Tierpflegers für die beiden Azubis Christian Kerber und Tobias Brinkmann so spannend. „Es ist kein alltäglicher Beruf. Jedes Tier ist anders, stellt andere Anforderungen. Das ist sehr abwechslungsreich.“ Nur einmal hatten die beiden Pfleger ein mulmiges Gefühl bei der Arbeit. Im Juni 2016 brach ein Schneeleopard aus seinem Gehege aus. Ausnahmezustand im Wuppertaler Zoo. „Innerhalb von 30 Minuten war der Leopard wieder eingefangen“, erinnern sich die beiden.
Daran mag im Eisbärgehege jetzt niemand denken. Eisbärdame Anori ist meist sehr verspielt und sorgt mit ihren Aktivitäten für begeisterte Besucher. Beiß- und Kratzspuren in Bällen und Bojen, zeugen dennoch davon, dass mit den Eisbären nicht zu spaßen ist. Auch die ungewohnten Aktivitäten im Pflegergang sind für die Bären eine spannende Sache. Nach einem Vortrag über Lebensgewohnheiten der Tiere in freier Wildbahn und die Arbeit im Zoo, hat Anori genug und trommelt vehement gegen die Schiebertür. Der Wissensdurst der jungen Zoo-Besucher ist aber noch lange nicht gestillt. Sie wollen gleich weiter: „Jetzt zu den Löwen.“