Als die Turner in Ronsdorf das Singen lernten
Der BTV Ronsdorf-Graben ist ein sehr vielfältig aufgestellter Sportverein. Vor 80 Jahren wurden aus Turnern begeisterte Sänger.
Ronsdorf. Als die Turner des Bergischen Turnvereins 1912 ein mehrstimmiges Ständchen zum 20. Stiftungsfest ihres Vereins schmetterten, war der Gesangsverein geboren. „Gesangabteilung des Bergischen Turnvereins Wuppertal-Ronsdorf-Graben“ lautet seitdem der sperrige Titel des Clubs sangesfreudiger Männer, die heute nur noch zu einem geringen Teil gleichfalls Turner im Verein sind.
„Doch wir sind dankbar, dass wir im Vereinsheim der Turner an jedem Donnerstag unsere Probe abhalten können“, sind sich Heinz Hemmer, 1. Vorsitzender des Männerchores, Willi Kaufmann, sein Stellvertreter, und Andy Schulze, der Schriftführer unisono einig. Vom Vorstand ist Andy Schulze der noch aktive Sportler und seit 24 Jahren dabei, Kaufmann im 27. Jahr sängerisch aktiv und Hemmer blickt auf 16 Jahre Mitgliedschaft und neun Jahre Vorstandstätigkeit zurück. 40 aktive Sänger zählt der Chor, den seit 2005 Klaus Möbius, Musikdirektor FDB (Fachverband Deutscher Berufschorleiter), musikalisch führt.
Und in Ronsdorf, wo die Straßennamen „Am Stall“, „Mühle, „Wüste“, „Vogelsiepen“, „An den Feldern“ oder „Am grünen Streifen“ auf eine ebenso naturverbundene wie traditionsbewusste Vergangenheit schließen lassen, scheint auch die Sängerwelt noch in Ordnung. „Wir haben keine Nachwuchssorgen“, berichtet Heinz Hemmer nicht ohne Stolz. Den Grund für den guten Zulauf sieht er in den verbindenden Aktivitäten, die weit über das gemeinsame Singen hinausreichen: „Wir sind die ‚Grabener Familie‘, veranstalten Grillabende, Frauen-Nachmittage, Kinderfeste und sind in jedem Jahr auf Konzertreise.“
Kein Wunder, dass eine Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert und mancher neu Zugezogener seine Heimat im Chor mit seinem familiären Vereinsleben findet. Gerne erinnert man sich des bekannten Waldfestes, das bis vor wenigen Jahren stattfand. Eine Wald-Matinee zusammen mit dem Ronsdorfer Verschönerungsverein gibt es immerhin noch. Natürlich stellen die Konzertreisen jedes Mal einen Höhepunkt im Vereinsleben dar. Sogar in der Semper-Oper in Dresden gab es einmal ein Ständchen: Der Männerchor durfte im Rahmen einer Besichtigung für die Touristen den guten Klang des Opernraumes austesten.
Seine zahlreichen Konzerte — im letzten Jahr waren es 20 Auftritte — veranstaltet der Männerchor gerne mit befreundeten Chören, er bereichert Stadtfeste musikalisch oder singt in Krankenhäusern und Altenheimen.
Viel Arbeit investiert der Männerchor, der in der klassischen Literatur ebenso zu Hause ist wie im modernen Liedgut der Pop-Songs in deutscher Sprache, nun in die Vorbereitungen zum 100-jährigen Bestehen im nächsten Jahr. Geplant sind ein großer Empfang und ein gemeinsames Konzert mit den Ronsdorfer Chören, außerdem steht eine viertägige Reise nach Bad Laer auf dem Programm.