Ronsdorf Demenz: Wenn die Mutter einen nicht mehr erkennt

Sieben Jahre lang kämpfte Helma Blank (61) gegen die Demenz ihrer Mutter. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Roman verarbeitet.

Foto: Stefan Fries

Ronsdorf. Nächtliche Ausflüge ohne Ziel, Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit. Immer mehr Menschen erkranken im Alter an Demenz. Oft steigert sich die Krankheit in ihrem Verlauf: anfangs werden Schlüssel und Portemonnaie vergessen, später können viele Betroffene möglicherweise nicht einmal mehr die eigenen Kinder erkennen.

„Was machen wir mit Mama? — Verloren im Nebel der Demenz“ lautet der Titel eines neues Romans, der sich mit der Krankheit befasst. Für die Autorin Helma Blank (61) aus Ronsdorf ist es bereits der zweite autobiografisch geprägte Roman. „Von Männern und Fröschen“ lautete der vor einem Jahr erschienene Debütroman zu ihrer Scheidung nach 23 Ehejahren sowie der Suche und dem Finden der zweiten großen Liebe.

Ihr zweiter Roman stellt nun die Vorgeschichte dar: Sieben Jahre lang bis zu ihrem Tod litt Blanks Mutter an Demenz. „Es war eine unheimlich schwere Zeit für unsere Familie. Neben den Kindern und dem Job war es schwer, sich um sie zu kümmern, denn es wurde von Tag zu Tag schlimmer“, sagte Blank.

1994 stellte ein Arzt die Diagnose, doch zu dieser Zeit sei man als Betroffener oder Angehöriger weitestgehend auf sich allein gestellt gewesen: „Es gab ja kaum Beratungsstellen und Hilfsangebote. Heute ist die Aufklärung schon sehr viel fortgeschrittener.“ Socken landeten im Kühlschrank, Klamotten im Keller und nachts standen angeblich Männer neben dem Bett.

Anfangs wollte ihre Mutter nicht in ein Altersheim. Doch direkt gegenüber vom Grab des Vaters befand sich ein Heim, in dem sie sich plötzlich selbst anmeldete, um vom Fenster aus auf das Grab blicken zu können. „Doch kurz danach hatte sie den Tod meines Vaters schon wieder vergessen“, erinnert sich Blank. So schwierig die Zeit auch gewesen sei, heute sei sie froh, die Mutter in der verbliebenen Zeit unterstützt zu haben. „Ich hatte das Gefühl, dass es immer noch lichte Momente gab und sie wusste, dass meine Schwester und ich für sie da sind.“

2001 verstarb die Mutter. Doch bis heute noch ist Helma Blank von der Krankheit sehr berührt. Den Roman schrieb sie daher nicht nur, um die eigene Geschichte nochmals zu verarbeiten: „Es ist mir wichtig, meine Erfahrungen mit Angehörigen zu teilen und Mut zu machen, sich trotz alledem um den betroffenen Menschen zu kümmern. Ich glaube, sie bekommen doch mehr davon mit als wir ahnen.“