Justizministerin erklärt den Strafvollzug und Ronsdorf bleibt ruhig
Roswitha Müller-Piepenkötter zum geplanten Neubau in Ronsdorf.
Ronsdorf. Welten liegen zwischen Elberfelds Prachtplatz vor der Laurentiuskirche und der harten Realität im Strafvollzug. Die heimelige Atmosphäre war indessen Rahmen für eine gut besuchte Diskussion um jenes andere, ernüchternde Ende menschlichen Daseins. Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter referierte im Katholischen Stadthaus über die Perspektiven eines Strafvollzugs, der auf Wiedereingliederung ausgerichtet ist. Sie tat das in der Reihe "Denkanstöße" des Katholischen Bildungswerks, umringt von einer großen Schar derer, die dem Strafvollzug ihr Berufsleben widmen.
Die von WZ-Lokalchef Robert Maus moderierte Diskussion um "Wegsperren oder Resozialisieren?" konzentrierte sich weitgehend auf Fragen und Sorgen dieses anwesenden Fachpersonals. Zu erwarten war eigentlich auch eine rege Beteiligung aus Ronsdorf, wo die Jugend-Strafvollzugsanstalt (JVA) entstehen soll. Anscheinend aber hat sich im Stadtteil eine Art Ermüdung eingestellt, jedenfalls hakte das Publikum zu diesem Themenblock nicht nach. Die Ministerin hatte sich dennoch entsprechend vorbereitet und ihr Referat als niederschwellige JVA-Werbung ausgelegt.
Die geplante JVA in Ronsdorf sei die Voraussetzung, um neue Resozialisierungsmaßnahmen und andere Verbesserungen durchführen zu können, so die Ministerin. Dass viele einsitzende Jugendliche keine Berufsausbildung haben, dass ihnen ein Hauptschulabschluss fehlt und sie oftmals nicht einmal Grundschulkenntnisse besitzen - all das ließ die meisten Anwesenden nicht aufhorchen, weil sie diese Fakten zu gut aus eigener Anschauung kennen.
Manches schien der Ministerin unbequem, etwa die Frage nach einer effizienten Prävention oder die Anmerkung von Michael Schuler (Jugendamt), dass Entlassungen künftig rechtzeitig dem Jugendamt mitgeteilt werden sollten. Das geschulte Publikum ließ sich indessen nicht abwimmeln und harrte bis zur Klärung der letzten Details aus. Geradezu verschüchtert schaltete sich Joachim Mann aus Ronsdorf in das Fachforum ein: "Ich bin ein ganz normaler Mensch." Dazu ergänzte er die ganz normalen, ermunternden Worte: "Wir in Ronsdorf sind ein eigenes Völkchen mit viel sozialem Engagement. Auf uns kann man zählen."