L419: Zahlen treffen auf Emotionen
Straßen NRW hatte beim vierten Infoabend zum Ausbau erneut einen schweren Stand. Für 125 Wohneinheiten wird der Lärmschutz unzureichend sein.
Ronsdorf. Die Lärmschutzwände zwischen der neuen ausgebauten L419 und den Wohngebieten entlang der Parkstraße sollen maximal sieben Meter hoch werden und eine Strecke von 2,7 Kilometern abdecken. 335 Wohneinheiten werden dadurch ausreichend vor Lärm geschützt — bei 125 Wohneinheiten werden die gültigen Schallimmissions-Grenzwerte überschritten.
Als Straßen NRW diese Zahlen jetzt in der Aula der Erich-Fried-Gesamtschule vorstellte, ging ein Raunen durchs Publikum. Der Landesbetrieb hatte zum vierten Bürgerinformationsabend im Rahmen der Planungen zum L419-Ausbau zwischen Lichtscheider Kreisel und Erbschlöer Straße geladen und lieferte den zahlreich erschienenen Bürgern eine Fülle von Zahlen.
So geht Projektleiter Andreas Früh etwa davon aus, dass heute rund 22 000 Verkehrsteilnehmer täglich über die überlastetete Parkstraße fahren. 2025 — wenn Straßen NRW die Landstraße spätestens zu einer Ausweichroute zur A46 ausgebaut haben will — kalkulieren die Planer mit rund 51 700 Fahrten. Früh stellte klar: „Wir rechnen mit einer deutlichen Verkehrszunahme. Wenn das nicht so wäre, würden wir nicht ausbauen.“
Visueller Höhepunkt des Abends war eine digitale Reise über die fertige L419, die die Planer als detailliertes 3D-Modell zum Leben erweckten. Immer wieder deuteten die Ronsdorfer auf die Leinwand, entdeckten Details und tuschelten. Durch die Animation wurden die Planungen anschaulich. So soll der Durchgangsverkehr auf der L419 — die sowohl abgesenkt als auch nach Norden verrückt werden soll — über jeweils zwei Hauptspuren in beide Richtungen geleitet werden, wobei es an jeder Seite einen zusätzlichen „Verflechtungsstreifen“ geben soll. Auf diesen dritten Spuren können Autos auffahren und an der nächsten Ausfahrt wieder abfahren, ohne die zwei durchgehenden Spuren nutzen zu müssen. Auf die neue L419 gelangen Ronsdorfer über geschwungene Rampen. Die Staubenthaler und die Erbschlöer Straße verlaufen nach den Planungen künftig unter der Fernstraße.
Gutachter Peter Scherer entließ eine erschöpfende Fülle von Zahlen rund um das Thema Abgase in Richtung Zuhörer. Das Entscheidende war sein Fazit für das Prognosejahr 2025: „Alle Grenzwerte werden deutlich unterschritten.“
Bei der anschließenden offenen Fragerunde stand als erster Peter Stuhlreiter, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Keine Autobahn durch Ronsdorf“, am Mikrofon. Seiner Sorge, dass die Staubenthaler Straße während der Bauarbeiten dauerhaft gesperrt sein könnte, entgegnete Projektleiter Andreas Früh: „Sämtliche Fahrbeziehungen werden während der Bauphase weiterhin möglich sein.“
Stuhlreiter wies außerdem auf die gestiegenen Baukosten von rund 53 Millionen Euro hin. „Dann wäre eine Tunnellösung doch gar nicht so viel teurer geworden“, sagte er. Doch Früh erteilte der von den Anwohner präferierten Lösung erneut eine Absage: „Ein Kilometer Tunnel würde teurer als der gesamte Ausbau.“
Anwohner Hans-Werner Brandau bezeichnete die Überschreitung der Lärmschutzgrenzen bei 125 Wohneinheiten als „vorsätzliche Körperverletzung“ an den Betroffenen. Und Jörg Liesendahl von der BUND-Kreisgruppe Wuppertal bemängelte, dass der Umweltschutz bei der Veranstaltung bis dato keine Rolle gespielt habe und wollte wissen, „wie viele Bäume genau abgesägt werden“. Eine genaue Zahl konnten die Verantwortlichen von Straßen NRW aus dem Stegreif nicht geben, versprachen aber „umfangreiche Nachpflanzungen“.
Als die rund 30-minütige Fragerunde geschlossen wurde, war der Informationsbedarf bei einigen Ronsdorfern noch nicht gedeckt. Die konnten sich allerdings nach der Hauptveranstaltung noch an weiteren „Themeninseln“ im Foyer weiter in die Zahlenwelt der Planer fuchsen.