Greifvögel fliegen in die Winterpause
Die Falknerei Bergisch Land an der Stadtgrenze zu Ronsdorf feierte an zwei Tagen ihren Saisonabschluss.
Südhöhen. Mit ihren großen, gelben Augen schaut Sperbereule Dussi in das Publikum. Trainer Roman Raddei fordert sie mehrmals auf, von ihrem Turm loszufliegen — aber Dussi bleibt lieber sitzen. „Die hat keinen Appetit mehr, die hat schon zu viel gegessen“, meint Raddei. Denn irgendwann reagieren auch Greifvögel nicht mehr auf Leckerchen. Doch dann überlegt Dussi es sich doch anders und fliegt lautlos dicht über den Köpfen der Zuschauer zum anderen Turm. „Eulen gleiten immer sehr tief, um Energie zu sparen“, erklärt der Greifvogeltrainer. Der weiche Flaum auf ihren Federn sorge dafür, dass man ihren Flügelschlag nicht hört — und sie sich somit geräuschlos ihrer Beute nähern können.
Die Flugshow ist einer der Höhepunkte der Saisonabschlussfeier der Falknerei Bergisch Land am Dienstag und Mittwoch an der Stadtgrenze zu Ronsdorf. Nacheinander führt Roman Raddei Uhu, Geier, Bussard und Co. vor. Für staunen im Publikum sorgt Weißkopfseeadler Goliath — der nicht ohne Grund den Namen eines Riesen trägt. „Der kann auf 800 Meter Zeitung lesen“, beschreibt Raddei das gute Sehvermögen des Vogels. Er betont, dass der Weißkopfseeadler aufgrund seines hohen Vorkommens in Deutschland das Wappentier ist — und nicht, wie häufig angenommen, der Steinadler.
Es folgt der „Spaßvogel“ Kara, für den die Falkner zur Beschäftigung Hütchen aufstellen. „Sonst wird ihm langweilig, und er fängt an in Taschen herumzuwühlen und an Schnürsenkeln zu ziehen“, so Roman Raddei. Kara stößt die Hütchen nacheinander um — die Zuschauer amüsieren sich sichtlich. Zum Abschluss sorgt Rotmilan Milli noch ordentlich für Gelächter: Sie weigert sich strikt, auf dem Handschuh einer Falknerin zu landen und verweilt lieber noch ein wenig zwischen den Zuschauern, für die die Flugvorführung eigentlich schon beendet ist.
„Man muss einen Bezug zu den Tieren haben und sie gut kennen, damit sie auch in Stresssituationen auf einen hören“, sagt Roman Raddei. Zudem gebe es ein paar Tricks, wie man die Vögel auf sich aufmerksam machen kann. Dazu gehört ein Flattergeräusch, das die Falkner mit einem Wedel an ihrem Handschuh erzeugen können. „Es ist ähnlich wie beim Hund, der auf Klickgeräusche reagiert“, erklärt der Trainer.
Jens Plewa hat sich die Flugshow selbst zum Geburtstag geschenkt. Sein Lieblingsgreifvogel ist der Virginia-Uhu. „Ich mag es, wie die gucken und dass sie so flugelegant sind“, sagt er. Er kann sich dafür eher begeistern, als für die großen Greifvögel. „Die schweren Brummer sind nicht so meins.“
Verena und Vladimir Rydel hat die Show sehr gefallen. „Die familiäre Atmosphäre hier ist super. Es ist viel intimer als bei anderen Flugshows und es gibt mehr Action“, sagt Verena Rydel.
Besucherin Martina Enge war schon einmal in der Falknerei Bergisch Land. „Ich wollte es mir noch einmal angucken, ich bin begeistert. Ich mag die Eleganz von Greifvögeln, und wie sie präzise landen.“ Vor der Flugshow habe sie noch schnell ein Foto mit einem der Vögel geschossen.
Wie jede Saison war auch diese geprägt von vielen Jungtieren aus eigener Zucht, sagt Inhaber Karsten Schossow. Die Sommerferien seien in diesem Jahr sehr gut besucht gewesen. „Wir haben neue Hütten für die Tiere und neue Fluganlagen gebaut — das war viel Arbeit“, so der Falkner. Weil im vergangenen Jahr der Andrang bei der Saisonabschlussfeier so hoch war, war sie dieses Jahr auf zwei Tage verteilt. „Ich hätte trotzdem nicht erwartet, dass heute so viele kommen“, sagt Schossow. Ohne die vielen Ehrenamtlichen, die bei der Feier geholfen haben, wäre das nicht möglich gewesen, betont Karsten Schossow.