Wo die Bandstühle noch rattern
Die Tradition lebt in einem Museum an der Remscheider Straße fort.
Ronsdorf. Mit großem Respekt spricht Heinrich Monhof von seinen Vorfahren, die einst von der Hausbandwirkerei lebten und in deren Familien sich alles um die Produktion von Seidenbändern drehte. „Mein Wunsch ist, dass die Besucher nach einem Rundgang Achtung vor dem haben, was in Ronsdorf geleistet worden ist“, sagt der 78-Jährige, der jede der im Museum an der Remscheider Straße 50 aufgestellten Maschinen bedienen und erklären kann.
Heinrich Monhof und seine Mitstreiter Walter Abram, Josua Halbach, Manfred Halbach und Gottfried Halbach — alle im früheren Berufsleben Bandwirker — erwecken die Bandstühle zum Leben. Jeweils mittwochs von 17 bis 18 Uhr erklären sie in dem Gebäude der ehemaligen Preußischen Bandwirkerei die Arbeit von Generationen von Bandwebern.
An diesem Tag führt Walter Abram eine Seniorengruppe der Kirchengemeinde Sonnborn durch die Ausstellung. Ab und zu rattert eine der Maschinen zu Demonstrationszwecken los. Dann hören die Besucher den Takt, nach dem sich das Leben in den Hauswebereien richtete. Die ersten Bandstühle mussten bis zur Elektrifizierung im 19. Jahrhundert mit Muskelkraft in Schwung gehalten werden. „Man kann sich vorstellen, welche körperliche Leistung von dem Bandweber über den ganzen Tag gefordert war.“ Noch heute sprechen die Fassaden mancher bergischer Wohnhäuser Bände. „Man erkennt es zum Beispiel an der Staubenthaler Straße 22 an der auffälligen Fensterreihe im ersten Stockwerk, dass dort die Bandstühle standen. Denn man brauchte für die Arbeit viel Licht“, erklärt Monhof.
Unterstützung leistete die gesamte Familie, und das Leben spielte sich in einem Raum ab. Extreme Formen der Kinderarbeit wie im Tal der Wupper habe es in Ronsdorf aber nie gegeben, versichert Heinrich Monhof. „Sie haben zwar vor der Schule mithelfen müssen, aber dann haben sie etwas gelernt.“
Die Geschichte der Ronsdorfer Bandwirkerei reicht bis in das Jahr 1737 zurück, als der Ronsdorfer Stadtgründer Elias Eller seine Bandfabrik auf die Südhöhen verlagerte. Damit legte er den Grundstein für das bald schon florierende Textilgewerbe in Ronsdorf. Das entwickelte sich gut, obwohl die Bandweber nicht von den Fabriken im Tal beliefert wurden. Was sich als Segen erwies, denn die Ronsdorfer verlegten sich auf die Verarbeitung von Seidenstoffen und eroberten damit eine Nische. 75 Häuser wurden in kurzer Zeit erbaut, schon 1745 erhielt Ronsdorf seine Stadtrechte.
Wie sich das Gewerbe der Bandwirker durch technische Neuerungen wie die Dampfmaschine oder die Elektrifizierung wandelte, ist anhand der Maschinen vom handbetriebenen Mühlstuhl bis zum Jacquardstuhl und dem modernen Nadelautomaten im Bandwirkermuseum zu sehen. Doch noch wertvoller als der Einblick in die Technik sind die Beschreibungen der Ronsdorfer Bandwirker. Sie sind Hüter des Erbes vieler Generationen auf den Südhöhen.