Unverständnis für Schließung: „Warum denn unsere Schule?“
Schüler und Eltern können das Aus für die Hauptschule nicht nachvollziehen.
Langerfeld. Drei weitere Hauptschulen in Wuppertal werden geschlossen, spätestens 2018 ist Schluss in Langerfeld (Dieckerhoffstraße), Vohwinkel (Nocken) und Uellendahl (Röttgen). Vor allem in Langerfeld gibt es Proteste gegen das Aus.
Irini (13) und Brian (13) sind sehr zufrieden mit ihrer Schule. „Warum denn unsere Schule? Wir haben hier super Lehrer und eine super Ausstattung.“ Das bestätigt Anna-Marina (15). „Wir haben Computerräume, eine tolle Bibliothek, Sporthalle und Schwimmbad in unmittelbarer Nähe und verdienen Preise — es ist einfach traurig und ich verstehe es nicht. Außerdem sind Hauptschulen gut für Schüler, die nicht so gut sind und auf die hier viel besser eingegangen wird.“
Schülervertreter Onur (15) erklärt: „Drei Grundschulen sind in direkter Nähe. Diese Schüler müssten demnächst mit dem Bus zu weiter entfernten Schulen fahren, was auch höhere Kosten verursacht. Außerdem ist unsere Schule behindertengerecht umgebaut worden, es gibt beispielsweise einen Rollstuhlaufzug, und die Fachräume sind auf dem neuesten Stand.“
Das lobt auch Catrin (16). Die Rollstuhlfahrerin war vorher an einer Förderschule. „Hier wird sich für Schüler mit Einschränkungen eingesetzt. Viele in meiner Situation würden gerne auf eine ,normale’ Schule wechseln.“
Dass das Modell Hauptschule vor einer schwierigen Zukunft stehe, sei auch im Kollegium klar gewesen, sagt Schulleiter Paul-Hartmuth Fischer, der auch Sprecher der Wuppertaler Hauptschulen ist. Er kritisiert aber die Art und Weise, wie die Entscheidung zur Schließung abgelaufen sei. „Man hätte vorher Kriterien entwickeln sollen, welche Schließung am meisten Sinn macht. Ich fordere schon seit Jahren, dass man sich zusammensetzen muss.“ Fischer moniert, dass unter den verbleibenden fünf Hauptschulen im Stadtgebiet keine im Westen liege. Sein Stellvertreter in Langerfeld, Oliver Clemens, war überrascht, wie schnell die Schließung letztendlich beschlossen wurde. „Man hatte das Gefühl, das ist hinter verschlossenen Türen entschieden worden.“ Hauptschüler werde es auch in Zukunft geben. „Aber wo kommen Sie hin?“
Harald Priebe, Lehrer an einer Hauptschule in Wichlinghausen, lobt die Kollegen. „Wer die Organisation an der Hauptschule Langerfeld kennt, für den ist es unverständlich und unbegreiflich, dass diese Schule geschlossen werden soll. Es gibt reichlich Neuanmeldungen und die Schule hat gerade wieder einen Preis gewonnen.“
Als Verlust für den ganzen Stadtteil empfindet Margret Hahn, Vorsitzende des Bürgervereins, das Aus für die Hauptschule. „Dabei wurde die Schule oft ausgezeichnet.“ Die Hauptschule Hügelstraße sieht sie nicht als optimale Alternative.
Brigitte Schmiedel und Anke Wecker vom CVJM Langerfeld, der eng mit der Hauptschule kooperiert, sind enttäuscht. „Wir als Bürger und Elternschaft sind nicht gefragt worden. Außerdem hat man sich nicht um eine Inklusionsklasse bemüht. Da kann ich nur sagen: Armes Deutschland“, so Schmiedel. Und Wecker fragt: „Wieso ist erst noch viel Geld in der Schule investiert worden, wenn man sie jetzt schließt?“ Nora (16), Schülerin des Carl-Duisberg-Gymnasiums, macht derzeit ein Praktikum beim CVJM. „Schade, dass die Schule geschlossen wird. Die Kooperation ist vorbildlich.“
Aus Schwelm ist Lothar Schwarzer, kommissarischer Konrektor an der dortigen Gustav-Heinemann-Hauptschule, zum WZ-Mobil gekommen. „Wir wollen helfen und Schüler aus Langerfeld aufnehmen, wobei sich schon einige bei uns angemeldet haben. Zudem fehlen uns Schüler an der Hauptschule in Schwelm und es wäre schön, wenn wir eine neue Eingangsklasse bilden können, da auch die geografische Lage stimmt.“