Grundschul-Umzug: Streit um Schoko-Tickets

25 Schüler bekommen die ermäßigte Fahrkarte nicht, da ihr Schulweg zu kurz ist. Oft fehlen nur 100 Meter bis zur geforderten Distanz.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Für das Kollegium der Grundschule Nathrather Straße waren es stressige Wochen. Der Umzug an den Elfenhang steht kurz bevor und dafür musste einiges vorbereitet werden. Jetzt sind die letzten Umzugskisten gepackt. Nach den Osterferien wird der Unterricht anderthalb Jahre lang an der Grundschule Elfenhang stattfinden. Wie berichtet, wird das alte Schulgebäude für einen Neubau komplett abgerissen. Dieser soll mehr Platz und deutlich bessere Lernbedingungen bieten. Bis alles fertig ist, müssen Schüler, Lehrer und Eltern mit einer Übergangslösung leben.

„Wir nehmen das gern in Kauf“, sagt Schulleiterin Dagmar Ippendorf. Sie lobt den Einsatz ihrer Kollegen, die gerade in den vergangenen Tagen viel zu tun hatten. Etliche Kartons wurden gepackt und beschriftet, Lehrmittel sortiert und Raumpläne erstellt. „Da kommt einiges zusammen“, berichtet Dagmar Ippendorf. Auch die Kinder haben bei den Vorbereitungen fleißig mitgeholfen. In den nächsten Tagen werden Möbelwagen die Kartons an den Elfenhang bringen. Nach Ostern wird dann ausgepackt und alles für den Unterricht nach den Ferien vorbereitet. Um den Schülern den Weg zur neuen Schule zu erleichtern, wurde zuletzt eine „Busschule“ eingerichtet. Dabei lernten die Kinder ganz praktisch, was beim Busfahren zu beachten ist und wo sie ein- und aussteigen müssen.

Nicht wenige Schüler werden allerdings kein Schoko-Ticket zur Verfügung haben. Das gibt es zum stark ermäßigten Preis erst ab einem Schulweg von mindestens zwei Kilometern (siehe Infokasten). Der Weg wird jetzt ab dem Standort Elfenhang gemessen. Den regulären Tarif können sich nicht alle Eltern leisten. Die betroffenen Kinder müssen daher zu Fuß gehen. In einigen Fällen fehlen bis zur erforderlichen Distanz nur knapp 100 Meter. „Wir hätten uns hier mehr Kulanz von der Stadt gewünscht“, sagt Dagmar Ippendorf. Das Problem betreffe rund 25 Kinder. Sie bekommen kein vergünstigtes Schoko-Ticket, haben aber trotzdem einen Schulweg von knapp zwei Kilometern. Die Strecke verläuft außerdem auf dem Hinweg stetig bergauf. Laut Stadt ist eine Härtefallregelung allerdings nicht vorgesehen. „Wir haben keinerlei Spielraum“, sagt die Leiterin des Stadtbetriebs Schulen, Sabine Fahrenkrog. Sie verweist auf die Schülerfahrtkostenverordnung. Diese lege genau fest, wer Anspruch auf ein vergünstigtes Schoko-Ticket habe — und wer eben nicht. „Wir dürfen keine Ausnahme machen, sonst können andere Eltern sich darauf berufen und klagen.“

Der jeweilige Schulweg werde im Zweifelsfall mit geeichten Geräten genau ausgemessen. „Da zählt jeder Meter“, sagt die Stadtbetriebsleiterin. Keinerlei Verständnis hat dafür Mutter Marina Jenkner. Ihr achtjähriger Sohn besucht die Grundschule Nathrather Straße. Künftig beträgt sein Schulweg über anderthalb Kilometer. „Bei schönem Wetter ist das ja machbar, aber bei Regen und Schnee kann man das einem kleinen Kind nicht zumuten“, findet Jenkner. Es seien auch viele Erstklässler und Flüchtlingskinder betroffen. Die berufstätige Mutter verweist auf die lange Übergangszeit bis Herbst 2018. „Als wir unseren Sohn an der Grundschule angemeldet haben, war von einem Umzug nicht die Rede.“ Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) will sich mit der Ablehnung durch die Stadt nicht abfinden. „Für Härtefälle muss es eine Kulanzlösung geben“, findet er. Möglicherweise wird die Diskussion über die Schoko-Tickets Thema in der kommenden Bezirksvertretung am 26. April.