WZ-Mobil im Zoo-Viertel: „Wir Alten haben dann praktisch Hausarrest“

Die Baumaßnahmen zwischen Pickartsberg und Todtenberg erregen die Gemüter. Zahlreiche Anwohner fürchten, durch die Umleitung über den Boettingerweg Probleme zu bekommen.

Wuppertal. Die Menschen im Wohngebiet an der Waldesruh haben ein Problem: Wie berichtet, verlegen die Stadtwerke zwischen Pickartsberg und Todtenberg in den nächsten Monaten neue Ab- und Schmutzwasserkanäle. Daran haben die Bewohner grundsätzlich nichts auszusetzen, was ihnen allerdings schwer im Magen liegt, ist die dadurch entstehende Verkehrssituation.

Die stellt sich für die Bauzeit nämlich so dar, dass es eine Sackgasse an der Waldesruh und eine Umleitung über den Boettingerweg geben wird. Dieser erscheint den Anwohnern aber als zu eng und zu steil, vor allem mit Blick auf den Winter. Am WZ-Mobil machten sie ihrem Ärger Luft.

„Wir haben nun drei Tage Erfahrung mit der Zu- und Abfahrt über den Boettingerweg“, sagte Anwohner Peter Roether, der allein in dieser Zeit bereits „drei gefährliche Begegnungen“ hatte, einmal davon mit vier Kindern in einem Fahrzeug. Der Grund aus seiner Sicht: „Der Weg ist an einigen Stellen nur 3,50 Meter breit, die Seitenstreifen sind nicht befestigt, Wassereinläufe sind abgesackt und sind beim Ausweichen auf den Seitenstreifen gefährlich. Die Kurven sind unübersichtlich, eng und überhöht.“

Roether kritisierte, dass der Boettingerweg vor der achtmonatigen Baumaßnahme nicht „saniert und entschärft“ wurde. Mindestens drei weitere Spiegel hätten vor den engen Kurven platziert werden müssen, um diese einzusehen. „Da dieses nicht geschehen ist, sind Unfälle hier programmiert“, sagte Roether.

Ähnliche Vorschläge machte Jürgen Schüttler. Er forderte, dass die komplette Strecke in eine Tempo-30-Zone umgewandelt wird, ein totales Halteverbot gilt und die Randstreifen gesäubert werden. Andernfalls sei es nicht möglich, den Verkehr vernünftig fließen zu lassen, ohne dass es zu Problemen komme.

Rolf Dieter und Regine Gebhard finden allein die Vorstellung, den Boettingerweg als Hauptstraße nutzen zu müssen, „einfach gruselig“. Bereits jetzt entstünden Staus, „wenn ein Lastwagen sich den Berg hinauf quält. Doch was ist, wenn alle aus den Ferien zurück sind? Die einzige Lösung scheint eine Ampelanlage zu sein.“

Zahlreiche Anwohner äußerten indes ihre großen Sorgen vor den kalten Monaten. Bereits im vergangenen Winter sei der Verkehr fast vollständig zusammengebrochen. Komme nun noch eine Baustelle hinzu, werde es chaotische Zustände geben. Zumindest diese Sorgen konnten Udo Lauersdorf, Abteilungsleiter Planung und Stadtentwässerung der Stadtwerke (WSW), und Holger Stephan, Sprecher der WSW, ausräumen. Sie stellten sich nicht nur geduldig und sachlich den teilweise sehr emotional auftretenden Anwohnern, sondern garantierten auch, dass die Bauarbeiten in den Wintermonaten unterbrochen werden. Die offene Straße wird dann für die Zeit von November bis März nächsten Jahres mit einer provisorischen Fahrbahndecke geschlossen. „Sie werden dieselben Straßenverhältnisse haben wie in den Jahren zuvor auch“, versprach Lauersdorf.

Der Planungsleiter sah sich auch zahlreichen anderen Fragen gegenüber, die er allerdings nicht beantworten konnte, da sie schlichtweg nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. „Das müssen Sie mit dem Ressort Verkehrsplanung der Stadtverwaltung besprechen“, sagte Lauersdorf immer wieder. Auch von diesem waren Vertreter zum WZ-Mobil eingeladen worden, hatten aber bereits im Vorfeld abgesagt, was bei den Anwohnern für gehörigen Unmut sorgte.

Und auch bei einem anderen Thema konnten die WSW-Vertreter nicht so antworten, wie es sich die Anwohner gewünscht hatten. Da für die Zeit der Baustelle die Buslinie 639 am Pickartsberg endet, fürchten vor allem ältere Bewohner der Siedlung, nicht mehr ins Tal zu kommen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. „Wir Alten sind durchs Raster gefallen und haben dann praktisch Hausarrest“, fasste Doris Isphording die Bedenken vieler Leser zusammen. Der Idee, zumindest einen Shuttle-Service durch einen Kleinbus zu organisieren, erteilte WSW-Sprecher Stephan gestern auf Nachfrage aber eine Absage: „Erhebungen zeigen, dass dort täglich nur etwa 50 Menschen ein- und aussteigen. Ein Shuttle-Service kommt deswegen aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage.“