Oper Statisten bereichern die Inszenierung

Neun Laiendarsteller sind bei „La Bohème“ zu sehen. Sie haben eine wichtige Rolle.

Das sind die neun Statisten, die bei La Bohème im Opernhaus auf der Bühne stehen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Opern- und Schauspielproduktionen sind oft auf Statisten angewiesen, die das Bühnenbild voller erscheinen lassen. In der aktuellen Oper „La Bohème” wirken neun Statisten mit. Dazu gehören Sebastian Klopotowski und Heidi Stein, die beide schon seit vielen Jahren dabei sind.

Heidi Stein hat vor 35 Jahren bei einem Casting mit 300 weiteren Teilnehmern im Zuschauerraum mitgemacht und wurde als eine von drei Statisten ausgewählt. Besonders der Unterschied zwischen ihrem Beruf – damals Schneiderin und später Chemielaborantin – und der Tätigkeit im Opernhaus habe ihr gefallen. „Es ist eine ganz andere Materie. Hier gab es Energie, hier gab es Spaß, es ist einfach toll”, schwärmt sie.

Sebastian Klopotowski ergänzt, es sei eine ganz besondere Stimmung, wenn alle nervöser werden, je näher die Premiere rückt. Er ist seit fast elf Jahren Statist, arbeitet hauptberuflich als Chemiker. Nervös sei er selbst vor der eigentlichen Aufführung aber kaum.

Auch Statisten werden für ihren Auftritt geschminkt. Wenn sie aus der Maske kommen, sind sie mitunter nicht wiederzuerkennen. Heidi Stein verrät, wie sie sich auf eine Aufführung vorbereitet: „Ich lese mir durch, was ich mir aufgeschrieben habe, was ich machen muss. Ich finde es schwierig, punktgenau auf die Musik zu hören”.

Als Laie sei es nicht so einfach, sich in die Melodie hineinzuhören. Und bei einer Oper müsse eben alles stimmen. Musik und Text müssen zusammenpassen. „Das sind zwei Stunden Aufmerksamkeit pur”, so Stein.

Klopotowski erklärt, es gebe ein Zeichen, auf das man reagieren müsse, eine Position, auf der man steht und eine Aktion, die dann folgt. Man sei konzentriert, um seinen Einsatz nicht zu verpassen. Nicht immer sei die Regieanweisung dabei eindeutig. „Die Anweisung ,Gedanke - Auge - Kopf - Bewegung’ ist schwierig. Wir sind dann zufällig über die Bühne gelaufen”, berichtet er über eine frühere Produktion.

In La Bohème gebe es viele kleine Szenen, in der jeder Statist etwas anderes mache, erklärt Stein. Gerade im zweiten Akt werde es sehr voll auf der Bühne. „Es ist ein riesiges Gewusel, wie ein Wimmelbild”, so Klopotowski. Wer La Bohème schon gesehen hat, wird vermutlich feststellen, dass man in dem Akt nicht merkt, wer Statist, Schauspieler oder Chormitglied ist. „Es ist faszinierend, wie das Stück zusammengewachsen ist. Wir haben teilweise Szenen eingeübt, die gar nicht mehr passten, weil es viel zu voll war”, berichtet Stein.

„Das Schönste ist, wenn einem eine Szene auf den Leib geschrieben wird”, sagt die Statistin, die schon etliche Rollen gespielt hat. Von Nonnen über Affen bis Zimmermädchen war schon alles dabei.

Die beiden verraten auch, dass nicht immer alles rund läuft: Dauernd gehe irgendetwas schief. Da der Zuschauer aber nur einmal da ist, falle das nicht auf. „Man muss einfach reagieren und die Jobs sehen”, so Klopotowski. Wenn ein Stück viel gespielt wird, würden sich leider auch Kleinigkeiten einschleichen, die nicht sein sollten, gesteht Stein.

Matthias vom Heede ist Leiter der Statisterie und somit das Bindeglied zwischen Statisten und dem Regieteam. Statisten würden dem Bühnenbild mehr Farbe geben, sagt er. „Statisterie ist etwas, was man aus eigener Motivation, Spaß und Neugierde am Theater macht.” Es sei eine tolle Möglichkeit, als Laie in einem künstlerischen Prozess einbezogen zu werden.

Die Auswahl der Statisten finde über ein Casting statt, das ausgeschrieben wird. „In speziellen Übungen wird nach einem gewissen Talent gesucht”, erklärt Matthias vom Heede. In einer Disco-Szene müsse man den Leuten abnehmen, dass sie gerade wirklich in der Disco tanzen. Dass man den Statisten ihre Rollen auch wirklich abnimmt, beweisen sie in La Bohème.